Deflation, Stagnation, Revolution… ja welche denn?

Aktuell warnt der SPON vor der Gefahr einer Deflation, auf die IWF-Chefin Lagrande hinweist, und an die die Deutschen nicht glauben wollen, denn das gab’s doch noch nie:

Auf „Telepolis“, einem bekannt umtriebigen Netzorgan, hat vor einigen Tagen der unermüdliche Krisenprophet Tomasz Konicz wieder einmal die gegenwärtig sich anbahnende Systemkrise erläutert: Aufwachen im Blasenland.

Man dürfte den obigen SPON-Artikel als Bestätigung der Beobachtungen Koniczs werten, der ja nun nicht erst seit vorgestern auf diese Entwicklungen hinweist. Wenn ich mich recht entsinne, hat er auch die Immobilienkrise prophezeit.

Währenddessen begrüsst der Westen wiederum eine erfolgreich verlaufene Revolution, diesmal hat es geklappt in der Ukraine, vorerst. Ginge es tatsächlich um das was in den Artikeln meist das Buzzword war (Demokratie), wäre es ein Grund zu grosser Freude. Aber wie sich in diesem Land, bei dieser politischen Struktur der Revolutionäre die Demokratie etablieren und durchsetzen soll, muss wohl erst abgewartet werden. Zu wünschen wäre es ihnen. Sie haben viel Schreckliches durchgemacht, und hätten bessere Zeiten wahrlich verdient.

Sie sind, wie der gesamte ehemalige Ostblock, durch Jahrzehnte eines unmöglichen Experimentes gegangen, des unmöglichen Versuchs, ein notwendiges Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung zu überspringen. Und sie müssen dieses Stadium nachholen zu einer Zeit, in der die Entwicklung anderswo langsam sich bereit macht zu einem nächsten Stadium überzugehen.

Theoretiker wie Konicz können sehr scharfsichtig beschreiben, warum „der Kapitalismus“ allmählich an die Grenzen seiner Entwicklungsmöglichkeiten gerät. Das können viele andere nicht, die hartnäckig weiterhin glauben wollen, dieses marktwirtschaftlich-kapitalistische System werde sich schon irgendwie neu erfinden, und das altbekannte Leben mit Jobs und Aufträgen und Umsätzen und Gewinnen werde sich auf ewig wiederholen. Aber je besser diese Krisentheoretiker den Verlauf und die Ursachen der Krise beschreiben können, um so sparsamer sind sie gewöhnlich bei der Beschreibung der Konsequenzen, des Auswegs, der Alternative. Ja wo denn nun hin?

Ich glaube dazu ja, dass wir einen neuen Faktor, eine neue Produktivkraft und einen neuen Stabilitätsfaktor in dieses aufgewühlte, hektische, volatile Treiben des nervösen Spätkapitalismus bringen müssen: die Entwicklung von Produktivkraft an den Orten wo die Menschen zu Hause sind, dass sie nicht mehr immer nur dem Geld und den Umsätzen nachjagen müssen, um die ganze Welt, sondern dass sich allmählich Strukturen ausbilden, die nach und nach das Herstellen von Dingen, die Versorgung mit Dingen und Gütern, ganz stabil und verlässlich und zum Anschauen und Anfassen nach Hause holt. Dadurch wird das Zuhause auch wieder wichtiger, das Leben kriegt mehr Beständigkeit und Verbundenheit mit Menschen und Verhältnissen in der Nachbarschaft, und mehr Väter und Mütter können ihre Kinder in Ruhe und Gelassenheit aufwachsen sehn.

Wäre das denn nicht einen Versuch wert? Märkte und Umsätze und Gewinn sind nicht alles, das Produzieren muss raus aus den hektischen Märkten, und rein in berechenbare, stabile Verhältnisse. Die technischen Mittel dazu wachsen allmählich heran, und es wäre schön, wenn Krisentheoretiker wie zum Beispiel Konicz dann auch sagen könnten, wie denn ein Weg aus dieser Krise hinaus aussehen könnte.

Marx hat ja als Theoretiker nicht unbedingt mehr die allergrösste Reputation, aber dass die Art und Weise der Herstellung der physischen Überlebensmittel bestimmt wie die gesellschaftlichen Bedingungen aussehen, unter denen eine Gesellschaft lebt und arbeitet, das scheint mir noch immer sehr plausibel zu sein.

Die Maker Economy ist im Kommen. Das wäre dann wirklich eine Revolution.

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