Zum 11. September 2001

Am gestrigen 11. September wurden wieder, wie in den Jahren zuvor, eine Menge Tweets verschickt, die diese dramatischen Ereignisse in Erinnerung gerufen haben. Bevor es Twitter gab, wurden längere oder kürzere Texte geschrieben, Bücher und Artikel, und tatsächlich, wenn man sich manche von ihnen heute nocheinmal anschaut, lagen sie in Vielem richtig, wie zum Beispiel die Bücher des studiertesten aller Konspirologen, des hauptamtlichen Verschwörungtheoretikers und nebenamtlichen Journalisten Matthias Bröckers, und natürlich viele viele andere, die sich um die Wahrheit, die „Truth“ der Truther, wie diese Menschen in wahrheitsvertuschender Absicht genannt werden, unermüdlich und aufopferungsvoll kümmern.

Mir geht es so: wenn ich an diesem Tag all die Tweets zu diesem Gedenktag lese, denke ich: lieber Himmel, ihr könnt doch alle lesen und hören und Bilder entziffern; es gibt ja nun all die getwitterten Bilddokumente, und einige von diesen müssten es auch dem Dümmsten klarmachen, was an dem Tag passiert ist: es wurden drei riesige Wolkenkratzer zu Fall gebracht, zwei durch gewaltige Sprengungen von oben nach unten, und einer, das Gebäude WTC7, durch eine „klassische“, fachmännische „controlled demolition“, so dass dieses gewaltige Hochhaus in fast freien Fall kerzengerade einstürzt, weil dem Bau die stützenden Konstruktionen sozusagen unter den Füßen weggezogen werden, genauer: weggesprengt werden. Das ist der bezeichnende Unterschied zwischen WTC1 und WTC2 und WTC7: die beiden über 400 Meter hohen Türme wurden von oben nach unten gesprengt, und zwar so gründlich, dass sich die beiden riesigen Berge von Stahl und Beton in feinen, mehligen Staub verwandelten, der nachher in einer dicken Schicht die Straßen von Manhatten bedeckte.  Das WTC7 dagegen wurde zu einem Berg von Trümmern, wie das bei all den tausenden von kontrollierten Abbrüchen üblich und der Fall ist, wenn so etwas durchgeführt wird, um mehrstöckige Hochhäuser in Bauschutt zu verwandeln, ohne dass irgendwo dabei Schäden an Sachen oder Personen entstehen.

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Anleitung für eine Revolution

Heute erschien auf dem Substack von Milos Matuschek ein amüsanter Beitrag, aber nicht gedacht als Aprilscherz. Er meint es ernst: da der Systemcrash ja nun wirklich bald naht, liefert Matuschek aus aktuellem Anlass schnell noch eine Anleitung für eine Revolution.  Dass Bitcoins allerdings nicht taugen zum Basteln an einer Revolution, wie Matuschek zu glauben scheint, soll sich im Anschluss klären.

Matuschek fragt, ob wir nun in einer Tragödie, oder einer Kommödie leben, und sagt völlig zu Recht: es ist beides, und wir können nicht einmal mehr dazwischen unterscheiden. Wir leben in einer „Reality-Seifenoper mit flackernden medialen Bildern“, und sitzen – wir sind ja zahlende Gäste – in der ersten Reihe. „Allerdings können wir den Kanal nicht wechseln“, wie er sagt, und haben eigentlich auch kaum noch die Wahl, ob wir überhaupt ausschalten wollen.

Er sagt, das Programm das uns geliefert wird, ist nicht neu, aber: wir können uns immerhin selber eines basteln, und das besteht aus – Chaos und Verwirrung:

Man muss einfach nur die Welt als ihr Gegenteil darstellen, permanent und in lauten Tönen. Irgendwann weiß der Mensch nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Wer seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen kann, der lässt sich jedes Programm vorspielen.

Und das funktioniert, seit Orwells Neusprech: Krieg ist Frieden, Krankheit ist Gesundheit, Diktatur ist Demokratie; man muss Matuscheks Argumente nicht im Einzelnen wiederholen.

Wie er nun richtig erkennt, beherrscht das System nur diesen einen Trick: Chaos und Verwirrung erzeugen. Aber, wie er sagt, gibt es hinter dem Chaos eine geschickt getarnte Ordnung, und in der passiert immer das Gleiche:

Es gibt gerade viele selbstverschuldete, selbstherbeigeführte und selbstverantwortete Krisen. Doch immer passiert dabei das Gleiche. Es gibt für alles Schlimme in der Welt nur ein Mittel: Mehr Geld. Klimakrise? Geld drucken. Corona? Die größte Gelddruckorgie der Welt. Krieg? Die klassische Gelddruckmaschine. Das System beherrscht nur einen Trick, aber den dann doch so gut, dass ihn alle glauben.

Klar ist also, dass den Trick alle glauben. Und: der Systemcrash ist wirklich nah, Beleg: die jüngste Pleite der Credit Suisse, die sich vor ein paar Jahren niemand vortellen konnte. Wie Matuschek sagt:

Also, wenn im Herzen der Schweiz eine Großbank fällt, dann ist wirklich mal Alarm. Wer rettet am Ende die Retter?

Das Bilanzvolumen der UBS ist nun größer als das Sozialprodukt der ganzen Schweiz; wenn die UBS crasht, crasht auch die Schweiz.

Matuschek listet dann auf, woran das System krankt, und was genau das Kranke (und krank Machende) ist an diesem System. Es ist so: Die Worte selber stinken, die Wahrheit, die Standards, das Recht, die Maßstäbe verrotten und faulen.

Eine Gesellschaft kann aus den Fugen gebracht werden, wenn jeder Ordnungsmaßstab geopfert wird. „Noch 100 Jahre Zeitungen und alle Worte stinken“, prophezeite einmal Nietzsche. Inzwischen sind die 100 Jahre längst rum und die Massen-Desinformation findet in den „Qualitätsmedien“ statt. Die richtige Information ist verwässert, ebenso die Aussagekraft von Diplomen, die Qualität der Forschung oder der Wert des Geldes.

Das ist vollkommen richtig. Was den Wert des Geldes angeht: natürlich ist der Wert des Geldes aufgebläht, für alle; es besteht zum großen Teil aus heißer Luft, aus Gewinnerwartungen und spekulativen Buchwerten.

Aber Matuschek scheint nun zu glauben, das Aufblähen des Geldes sei schon das Problem, und die Lösung wären vielleicht Bitcoins. Was wäre aber, wenn der Wert des Geldes echt wäre, und nicht so sehr aus heißer Luft bestünde? Das Problem: wäre das Geld auch überall echt, und nicht aufgebläht, bliebe das meiste trotzdem in den Taschen einer winzigen Zahl von Superreichen. Und was den Wert des Geldes angeht: einer, der sich wirklich damit auskennt, der Banker J. P. Morgan, Mitgründer der FED, sagte dazu: „Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit“. Das wirkliche Problem liegt also (auch) in der Konzentration des Geldes, sei es aus Gold oder aus Papier.

Also, angenommen, es gibt nur echtes Geld, und auch keine Bitcoins: der Systemcrash ist trotzdem beschlossene Sache: Was tun Sie? Herr Matuschek?

Ja – da ist offenbar guter Rat teuer, und die Verwirrung ist – und bleibt – groß.

Aber zunächst dazu: Wie konnte die Verwirrung überhaupt so groß werden? Wie kam es, dass trotz (und vielleicht wegen …) aller Verwirrung immer nur diese eine Melodie gespielt wird – die nur die wenigen Reichen immer reicher macht?  Und dann auch noch (mit deutlichem Vorteil) besonders die Reichen im Wohnsitz in den USA?

Achtung Achtung: sehr gefälschte Texte

Hin und wieder taucht ja das Geraune auf von den Protokollen der Weisen von Zion. Niemand kennt sie, niemand hat sie je gelesen, niemand weiß was drin steht, und jeder weiß dass es sich bei diesen Texten um Fälschungen handelt. Aber irgendwie müssen diese Texte ja in die Welt geraten sein; dass es sie überhaupt gibt, bestreitet ja niemand.

Wer solche Texte verfasst, muss sich auch etwas dabei gedacht, und etwas damit bezweckt haben. Dass die dabei verfolgte Absicht schlecht ist – geschenkt, das bezweifelt ja niemand. Die nächstliegende Vermutung über die Gründe: Täuschungsabsicht, und die Absicht, zu verwirren. Das passt aber doch erstaunlich zu der Verwirrung, in der die Welt sich befindet.

In diesen Texten, den „Protokollen“, wird jedenfalls ziemlich genau beschrieben, wie jemand vorgehen würde, der solche Verwirrung stiften will. Da steht zum Beispiel in einem der (so genannten) „Briefe“:

Die Hauptaufgabe unserer Verwaltung besteht darin, die öffentliche Meinung durch eine zersetzende Beurteilung aller Vorgänge in ihrer Widerstandskraft zu lähmen, den Menschen das eigene Denken, das sich gegen uns aufbäumen könnte, abzugewöhnen, und die vorhandenen Geisteskräfte auf bloße Spiegelfechtereien einer hohlen Redekunst abzulenken.

Also: Zersetzung der öffentlichen Meinung, den Menschen das eigene Denken abgewöhnen .. Wer auch immer so etwa im Schilde führt, macht sich doch jedenfalls verdächtig, so etwas zu beabsichtigen. In einem anderen „Brief“ heißt es :

Um die öffentliche Meinung zu beherrschen, müssen wir Zweifel und Zwietracht säen, indem wir von den verschiedensten Seiten so lange einander widersprechende Ansichten äußern lassen, bis die Nichtjuden sich in dem Wirrsale nicht mehr zurecht finden und zu der Überzeugung kommen, daß es am besten sei, in staatsrechtlichen Fragen überhaupt keine Meinung zu haben, da dem Volke in diesen Dingen der nötige Überblick fehle, und nur Derjenige sie wirklich überschauen könne, der das Volk selbst leitet. Das ist unser erstes Geheimnis!

… Öffentliche Meinung beherrschen, Zweifel und Zwietracht säen, einander widersprechende Ansichten äußern … Also, die unbekannten Autoren der gefälschten „Protokolle“ sind es dann ja nicht, die so etwas äußern, aber an der Wirkung gemessen, an der gestifteten Verirrung, war da jemand offenbar ganz  erfolgreich. Wer könnte es ein, der sich so etwa tatsächlich ausdenkt? In unserer Gegenwart, vor aller Augen sozusagen?

Dann kommt die Sache mit den stinkenden Worten, den Ordnungsmaßstäben und der richtigen Information;

Das zweite, für den Erfolg unserer Sache nicht minder wichtige Geheimnis besteht darin, die Fehler und Gebrechen des Volkes möglichst zu vermehren. Alle schlechten Gewohnheiten, Leidenschaften, alle Regeln des geselligen Verkehrs müssen derart auf die Spitze getrieben werden, daß sich Niemand in dem tollen Durcheinander mehr zurecht finden kann, und die Menschen aufhören, einander zu verstehen. Auf diese Weise wird es uns leicht sein, Zwietracht in allen Parteien zu säen, jede Sammlung von Kräften, die sich uns noch nicht unterwerfen wollen, zu verhindern und jede persönliche Tatkraft, die unsere Sache irgend wie stören könnte, von vorn herein zu entmutigen.

Und dann kommt es ganz dick, zur Bedeutung der „achten Großmacht“, der Presse:

Als Mittel dazu werden wir die öffentliche Meinung vorschützen, die wir insgeheim durch die sogenannte achte Großmacht – die Presse – in unserem Sinne bearbeitet haben. Mit ganz wenigen Ausnahmen, die überhaupt nicht in Frage kommen, liegt die ganze Presse in unseren Händen.

So. Dass „die Presse“, die Medien, ob privat oder öffentlich-rechtlich, inzwischen ziemlich komplett und widerstandslos in irgendjemandes Händen liegen, wird schwerlich noch von ernst zunehmender Seite bestritten werden können. Das zeigen sowohl die Erfahrung, als auch einfach die Zahlen, die geschaffenen Eigentumsverhältnisse in der auf wenige beherrschende Medien konzentrierten Presselandschaft. Diese ominösen Verfasser der, wie man ja weiß, gefälschten „Protokolle“ waren es also nicht, die die Presse in diesem Sinne bearbeitet haben, aber wer dann?

Das soll als kleine spekulative Reflexion über die gestiftete Verwirrung in der öffentlichen Meinung und deren gestörte Urteilsfähigkeit reichen; und vor allem soll natürlich niemand verdächtigt werden, das wäre natürlich überhaupt nicht die Absicht. Nur: die Verwirrung ist da, und da muss die Frage erlaubt sein, wer sie denn wohl gestiftet hat. Und zu diesen Protokollen: von wem auch immer sie stammen – wer so etwas geschrieben hat, wusste über Mittel und Wege zur Stiftung von Verwirrung wohl recht gut Bescheid.

Zum Schluss noch ein Satz aus diesem Texten, über „Hochgeister unter den Staatsmännern“: Die Autoren dieser Protokolle, wer auch immer sie sind und was auch immer sie beabsichtigten, haben (diesen Texten zufolge) ein Faible für von „Staatsmännern geschickt ausgeführte Gaunerstreiche“:

Das Volk liebt und verehrt die Hochgeister unter den Staatsmännern; es beurteilt ihre Vergewaltigungen in folgender Weise: „Das war niederträchtig, aber sehr geschickt! Ein Gaunerstreich, aber großartig ausgeführt! Mit welcher Frechheit!“

Welches Volk da gemeint ist – niemand weiß es.

Vor einiger Zeit gab es einen Streich, von dem man nicht weiß, wer ihn ausgeführt hat, aber immerhin so geschickt dass klar ist wer von diesem Streich einen enormen Vorteil hatte: das war der Streich der gesprengten Gas-Pipelines durch die Nordsee. Ein Staatsmann mit Namen Antony Blinken schrieb ganz stolz, dass dieser Streich seinem Volk, den USA, „tremendous opportunities“ bescheren werde. Als der Streich dann ausgeführt war, konnte immerhin – bisher – noch niemand nachweisen, dass es ein „Streich“ der USA war, der da in den Tiefen der Nordee großartig ausgeführt worden ist.

Nun – vielleicht war das so ein Fall: „Ein Gaunerstreich, aber großartig ausgeführt! Mit welcher Frechheit“! Aber, wie gesagt, diese Protokolle gibt es nicht. Um Himmels Willen – wer würde so etwas denken.

Bitcoin und Revolution

Nach der langen Vorrede nun zur Hauptsache. Die Welt rätselt nun immer verzweifelter, wa zu tun ist, wenn der Systemcrash beschlossene Sache ist. Tatsächlich rätselt die Welt seit mindestens 40 Jahren, vielleicht sind es 50, sie hätte aber in jedem Fall schon vor 50 Jahren anfangen können nach der Lösung zu suchen, oder besser, sich um die Lösung zu kümmern. Denn im Prinzip ist die Lösung klar: wenn das Geld, die Marxsche „riesige Warensammlung“ zu groß geworden ist, um von der Vernunft, von der Wissenschaft, von der (echten) Vierten Gewalt und der demokratischen Politik beherrscht zu werden, dann – ja dann muss die Staatsmacht einschreiten. Als das im Laufe der kapitalistischen Geschichte einige Male vorgekomen ist, mit Erfolg damals beim „New Deal“ Roosevelts, ist die Staatsmacht eingeschritten, hat die Macht des Kapitals erfolgreich beschnitten, und hat die nächste Phase der (dann wieder erfolgreichen) kapitalistischen Expansion eingeläutet. Aber das wird und kann nicht ewig so weitergehen.

Was dann? Dann muss – die Staatsmacht engültig einschreiten. Dann muss, wie große Staatsmänner und Ökonomen längst wussten, das (zu) groß gewordene Kapital in öffentliche, staatliche Hände übergehen.  Nichts andere ist dann noch möglich, und erst recht keine Bitcoins aus der Rechenmaschine.

Das hätte etwa ab Mitte der 1970er Jahre in die Weg geleitet werden können – und müssen. Dann hätte auch noch niemand eine Anleitung zu einer Revolution benötigt.

Aber jetzt sind die Dinge seit mindestens 40 Jahren in die falsche Richtung gelaufen. Was sich jetzt gebildet hat, das kennt man unter dem Namen Klumpenrisiko. Inzwischen ist der Klumpen so groß und das an seiner Existenz hängende Risko, dass das Risiko des Ausbruchs des Dritten Weltkriegs sich in etwa der gleichen Größenordnung bewegt, ebenso wie der Crash, der mit dem Crash der UBS und der Schweiz beginnen könnte, und mit dem endgültigen Umkippen des Klimas.

Die gestiftete Verwirrung hält derweil an, und dass noch immer das Gleiche passiert, hält auch an: das Geld fließt immer weiter in die gleiche Richtung, einige (sehr) wenige werden immer reicher, und einige (sehr) viele werden immer ärmer. Mehr wird das (aufgeblähte oder echte) Kapital, das Gold, und auf der anderen Seite die Schulden.

Jetzt hilft wirklich nur noch eine – ziemlich donnernde – Revolution. Beginnen müsste sie damit, dass die öffentliche Meinung erwacht, dass man sich auf das Recht und die Wissenschaft besinnt, und auf all das, was die Kulturgeschichte den Menschen eigentlich als Geschenk hinterlassen hat. Und die Demokratie.

Dazu sind Worte da, geprochen und gedacht zu werden, und ehrlich gemeint zu  sein. Und darum müssen sie aufhören, zu stinken.

Und dann: Anleitung zur Revolution.

Wir schlagen auf: Erstes Kapitel .

 

 

 

 

Das Narrativ des Westens, Kriegsgefahr und die Mauer der Geheimhaltung

Jeffrey D. Sachs, lange Jahre Ökonomie-Professor an der Harvard-Universität und ab 2002 Professor für nachhaltige Entwicklung und Gesundheitspolitik und Direktor des Earth Institute an der Columbia Universität, hat sich kürzlich mit mahnenden und eindringlichen Worten an die Öffentlichkeit gewandt. Sachs sieht die Welt – nicht nur wegen des anhaltenden Beschusses des Kernkraftwerks Saporischschja  – am Rand einer nuklearen Katastrophe, die sich über die Gefahr einer atomaren Verseuchung weiter Gebiete zwischen Russland und Polen hinaus zu einem Atomkrieg auswachsen könnte. Hervorgerufen sieht Sachs diese Gefahr vor allem dadurch, dass „die politischen Führer des Westens es versäumt haben, die Ursachen der eskalierenden globalen Konflikte offen zu benennen. Das unerbittliche westliche Narrativ, dass der Westen edel sei, während Russland und China böse sind, ist einfältig und außerordentlich gefährlich. Es ist ein Versuch, die öffentliche Meinung zu manipulieren und nicht, sich mit der sehr realen und dringenden Diplomatie zu befassen.“ (in der Übersetzung von Telepolis).

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Kann Anpassung eine emanzipatorische Praxis sein?

Phillip Staab, seit Februar 2019 Soziologie-Professor für das Gebiet „Soziologie der Zukunft der Arbeit“ an der Humboldt-Universität Berlin, hat ein neues Buch geschrieben, das im Oktober im Suhrkamp-Verlag erscheinen wird, und zwar unter dem Titel: „Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft.“

Kann Anpassung ein Leitmotiv für die nächste Gesellschaft sein?

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Der letzte Präsident der „Freien Nation“

Es sind zwei Reden des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, die den Hass und den Vernichtungs- und Rachewillen der gegen ihn verschworenen vielgestaltigen dunklen Mächte wohl besonders heraufbeschworen haben: einmal die Rede mit dem Titel „The President and the Press: Address before the American Newspaper Publishers Association“, die er am 27. April 1961 hielt, und die Rede vor der American University am 10.Juni 1963, also nur wenige Monate vor seiner Ermordung am 22. November 1963 in Dallas.

Diese beiden Reden adressieren absolut zentrale Aspekte dessen, was ein demokratisches modernes Staatswesen mit freier Presse, freien, gebildeten, unabhängigen und friedliebenden Bürgern ausmacht – wenn es ein solches intaktes Staatswesen tatsächlich gäbe.

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Paul Mason im Reich der Asow-Untoten

Masons Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 22.5. ist eine Replik auf Habermas und dessen Debattenbeitrag zum Thema Ukraine-Krieg, womit der sich auf die Seite der Befürworter von Friedensverhandlungen stellt. Die Kritiker dieser Haltung spechen sich für eine Fortsetzung bzw. Intensivierung des militärischen Engagements aus. Die eine Seite sieht alle möglichen Diskussionen von Verhandlungslösungen also bestimmt durch das Faktum, dass Russland über Atomwaffen verfügt, während die andere Seite meint, diese Tatsache dürfe nicht so verstanden werden, dass man sich dem Willen der Atommacht Russland ohne Widerstand fügt.

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Die Revolution ist fällig

Albrecht Müller, prominentes SPD-Urgestein seit über 50 Jahren, ehemals Planungschef im Bundeskanzleramt und Wahlkampfmanager Willy Brandts, nannte sein 2020 erschienenes Buch „Die Revolution ist fällig“. Untertitel: „Aber sie ist verboten“.

Ach wie dumm. Das ist natürlich ein misslicher Umstand für eine Revolution. Dass Revolutionen verboten sind, liegt eigentlich in der Natur dieser Sache, und wenn eine fällig ist, geschieht sie trotzdem. Dann fragt auch niemand nach Gesetzen oder einer Behörde, die eine Revolution zu genehmigen oder zu verbieten hätte. Wenn eine Revolution wirklich fällig ist, dann nimmt sie sich gewissermaßen ihr Recht.

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Gut und Böse

Wie der Spiegel berichtet, hat der britische Premierminister Boris Johnson den russischen Präsidenten Wladimir Putin mal wieder scharf kritisiert, und der Ukraine mal wieder die nachhaltige Unterstützung seines Landes zugesichert. Denn es geht, so Johnson, um Großes, ja das Größte überhaupt, ja eigentlich schon um Alles oder Nichts: »Es geht um ukrainische Demokratie gegen Putins Tyrannei«, sagte Johnson in einer Videoansprache an das ukrainische Parlament. »Es geht um Freiheit gegen Unterdrückung. (…) Es geht um Gut gegen Böse. Und deshalb muss die Ukraine gewinnen.«

Der seit dem Zweiten Weltkrieg wohl einzigartige Präzendenzfall für einen Kampf des Guten gegen das Böse ist seitdem wohl nach in der ganzen Welt einhelligem Urteil der gute Kampf gegen das böse Hitler-Deutschland, natürlich zuerst in der Person des Bösen schlechthin, des Diktators Adolf Hitler. Insofern ist es nicht überraschend, dass nach Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine die Gesichtszüge Wladimir Putins in medialen Auftritten immer mehr die Züge Adolf Hitlers annehmen. Man sieht es gleich: der Böse Wladimir, nun der Böse schlechthin, sieht aus ja schon aus wie böse Adolf Hitler.

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Nato sucht(e) Gegner

Am 18.11.2010, es ist lange her, befand das – damals – in die Jahre gekommene – Verteidigungsbündnis NATO sich in der unangenehmen Lage, nach einem neuen ernstzunehmenden Gegner suchen zu müssen. Die Spiegel-Autoren, darunter auch die ehemalige Regierungssprecherin Ulrike Demmer, beschrieben die Nöte der Nato wie folgt:

„Das derzeit gültige Konzept des Bündnisses stammt aus dem Jahr 1999. Seither ist einiges passiert: Die Attacken auf das World Trade Center vom 11. September 2001, die Bedrohung durch Angriffe aus dem Internet, die Bombenattentate islamistischer Terrorgruppen in Europa und anderswo und der Afghanistan-Krieg haben die Welt verändert. Darauf muss sich auch die Nato einstellen, darüber herrscht Einigkeit.“

Soll heißen: nach den „Attacken“ auf das World Trade Center gab es zwar die Kriege in Afghanistan und im Irak, die die behauptete Reaktion auf diese Attentate darstellen sollten, aber diese Kriege stellen keine Bedrohung für die gesamte Nato mehr dar, denn die sind ja schließlich gewonnen, und die damaligen Feinde geschlagen und vernichtet. Was bleibt – Bedrohungen durch Angriffe aus dem Internet, und islamistische Attentate.

Wie soll sich die Welt auf diese Lage einstellen? Man würde wohl eher an polizeiliche oder sonstwie detektivische Spür- und Aufklärungsarbeit denken, als an umfangreiche militärische Aktionen mit großen stehenden Heeren, mit riesigen Arsenalen von Kriegsgerat aller Art, inklusive vor allem auch Atomwaffen. Islamistische Gewalttäter in kleinen mobilen Gruppen kann man nicht wirkungsvoll mit dem viel zu großen Kaliber eines militärischen Einmarsches in ein oder gar mehrere ganze Länder bekämpfen.

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Ein unvollendetes Projekt …

Das bislang letzte Buch, das ich gekauft habe, war eines aus dem Antiquariat: „Die Moderne, ein unvollendetes Projekt“, von Jürgen Habermas. Erschienen ist es damals im Reclam-Verlag, ein schmales Bändchen mit „philosophisch-politischen Aufsätzen“ aus den Jahren 1977 bis 1990. Ich fühlte mich gedrängt, diesem für meine Begriffe etwas inflationär verwendeten Begriff der „Erzählung“ und deren Entstehungszusammenhang im Denken der „Postmoderne“ etwa um den Philosophie-Lehrer Jean-François Lyotard oder den „Dekonstruktivisten“ Jacques Derrida nachzugehen. Dabei hatte ich aber bald den Eindruck: es lohnt sich garnicht dem zu viel Aufmerksamkeit zu wirdmen, denn gelöst sind die da aufgeworfenen Fragen m. E. ohnehin, und außerdem können wir es uns einfach nicht mehr erlauben, diesen platz- und zeitraubenden intellektuellen Gedankengespinsten nachzugehen; dazu fehlt einfach die Zeit. Wir stecken ja mitten drin in diesem großen, ungeheuer wichtigen, tatsächlich aus vielerlei Hinsichten überlebenswichtigen Projekt der Moderne. Dessen Vollendung ist allerdings womöglich nicht nur nicht abgeschlossen, sondern wird, wie im schlimmsten Fall zu befürchten ist, vielleicht auch nie mehr abgeschlossen werden können – wenn wir nicht sehr wachsam und vorsichtig sind.

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