Es sind zwei Reden des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, die den Hass und den Vernichtungs- und Rachewillen der gegen ihn verschworenen vielgestaltigen dunklen Mächte wohl besonders heraufbeschworen haben: einmal die Rede mit dem Titel „The President and the Press: Address before the American Newspaper Publishers Association“, die er am 27. April 1961 hielt, und die Rede vor der American University am 10.Juni 1963, also nur wenige Monate vor seiner Ermordung am 22. November 1963 in Dallas.
Diese beiden Reden adressieren absolut zentrale Aspekte dessen, was ein demokratisches modernes Staatswesen mit freier Presse, freien, gebildeten, unabhängigen und friedliebenden Bürgern ausmacht – wenn es ein solches intaktes Staatswesen tatsächlich gäbe.
Die Rede vor der American Newspaper Publishers Association
Kennedy begann seine Rede mit der Erinnerung an Karl Marx und seine Tätigkeit als Londoner Korrespondent der New York Herald Tribune, der völlig verarmt und abgebrannt ständig den Manager dieser Zeitung um eine Gehaltserhöhung anbetteln musste. Als alle Appelle und Betteleien nichts fruchteten, schreibt Kennedy, da „… sah sich Marx nach anderen Möglichkeiten des Lebensunterhalts und des Ruhms um; er beendete schließlich seine Beziehung zur Tribune und widmete seine Talente ganztägig der Sache, die der Welt die Saat des Leninismus, des Stalinismus und der Revolution hinterlassen würde, und den kalten Krieg.“
Er fährt dann, leicht amüsiert, fort: „Wenn ihn diese kapitalistische New Yorker Zeitung nur freundlicher behandelt hätte; wäre Marx Auslandskorrespondent geblieben, wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen. Und ich hoffe, dass alle Verleger diese Lektion im Hinterkopf behalten, wenn sie das nächste Mal von einem obskuren Zeitungsmann einen von Armut geplagten Aufruf für eine kleine Erhöhung des Spesenkontos erhalten.“
Nach diesem Intro werden die Zuhörer gedacht haben, es gehe werde nun um die Gefahren des Kommunismus gehen, die der Welt und der freien Presse durch die aufgegangene Saat des Leninismus und der Revolution drohen. Tatsächlich aber sah Kennedy die wirklichen Gefahren für Staat, Unabhängigkeit und freie Presse ganz woanders. Kennedy sagt, er möchte in seiner Rede „… über unsere gemeinsame Verantwortung angesichts einer gemeinsamen Gefahr sprechen“, und diese Gefahr zeichne sich seit Jahren am Horizont ab. Und Kennedy spricht tatsächlich von „tödlichen Herausforderungen“, die sowohl die Presse als auch den Präsidenten direkt betreffen können.
Was können das für Gefahren und tödliche Herausforderungen sein? Nun – es geht in dieser Rede um Geheimhaltung und Geheimgesellschaften, und offenbar war Kennedy der Ansicht, mit der Geheimhaltung werde so weit übertrieben, dass ihn dies sehr abstoße und misstrauisch mache:
„Schon das Wort ‚Geheimhaltung‘ ist in einer freien und offenen Gesellschaft abstoßend; und wir sind als Volk von Natur aus und historisch gegen Geheimgesellschaften, geheime Eide und geheime Verfahren. Wir haben vor langer Zeit entschieden, dass die Gefahren einer übermäßigen und ungerechtfertigten Verschleierung relevanter Tatsachen die Gefahren, die zu ihrer Rechtfertigung angeführt werden, bei weitem überwiegen. Auch heute hat es wenig Sinn, der Bedrohung durch eine geschlossene Gesellschaft mit der Nachahmung ihrer willkürlichen Restriktionen entgegenzutreten. Selbst heute hat es wenig Wert, das Überleben unserer Nation zu sichern, wenn unsere Traditionen nicht mit überleben. Und es besteht die sehr große Gefahr, dass ein angekündigtes Bedürfnis nach erhöhter Sicherheit von denen aufgegriffen wird, die bestrebt sind, seine Bedeutung bis an die Grenzen der offiziellen Zensur und Verschleierung auszudehnen. Das beabsichtige ich nicht zuzulassen, soweit es in meiner Kontrolle liegt. Und kein Beamter meiner Regierung, ob hoch oder niedrig, zivil oder militärisch, sollte meine Worte heute Abend hier als Vorwand interpretieren, um die Nachrichten zu zensieren, abweichende Meinungen zu unterdrücken, unsere Fehler zu vertuschen oder der Presse und dem Militär vorzuenthalten die Tatsachen öffentlich machen, die sie zu wissen verdienen“.
Was Kennedy also angreift und wogegen er sich wendet, sind nicht etwa Kommunismus und Revolution, sondern Geheimgesellschaften, geheime Eide und -Verfahren und Zensur und Verschleierung, und dies offenbar oft auch mit der Absicht, abweichende Meinungen zu unterdrücken und Fehler zu vertuschen.
Im Folgenden ist Kennedy nun völlig klar und unmißverständlich, und dann kommt sogar das verbotene V-Wort in seiner Rede vor:
Denn uns stellt sich weltweit eine monolithische und rücksichtslose Verschwörung entgegen, die zur Ausweitung ihres Einflussbereichs vor allem auf verdeckte Mittel setzt – auf Infiltration statt Invasion, auf Subversion statt Wahlen, auf Einschüchterung statt freie Wahl, auf nächtliche Guerillas statt Armeen bei Tag. Es ist ein System, das enorme menschliche und materielle Ressourcen in den Aufbau einer engmaschigen, hocheffizienten Maschinerie eingezogen hat, die militärische, diplomatische, nachrichtendienstliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Operationen kombiniert.
Das ist harter Tobak: monolithische Verschwörung, verdeckte Mittel, Infiltration, Subversion, Einschüchterung, und Guerillias. Ein System zum Aufbau einer engmaschigen Maschinerie, die militärische, diplomatische, nachrichtendienstliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Operationen kombiniert – nun, das ist offenbar exakt der undurchdringliche Dschungel aus Täuschung, Halbwahrheiten und offenen Lügen, dieses dichte Gewebe aus politischen und wissenschaftlichen feingesponnenen Täuschungsmanövern und gezielt gestreuter Propaganda, wie es schon seit Walter Lippmanns kunstvoll manipulierter öffentlicher Meinung 1920 vorgetragen wurde, das im Walter Lippmann Colloqium 1937 fortgesetzt wurde und dann zur Gründung der Mont-Pelerin-Gesellschaft 1947 führte. Hier ging es immer darum, die Losung des neoliberalen Denkens durchzusetzen, sie im Sinne einer „konsequenten Weltanschauung (Hayek) des Liberalismus“ auszubauen, nach dem Motto „je weniger Staat, desto besser der Markt“, und gleichzeitig die öffentliche Meinung in Wissenschaft und Politik so umfassend wie möglich zu kontrollieren, und zu diesem Zweck mit dem Aufbau von zahllosen Thinktanks und Instituten wirtschaftswissenschaftliche Denkschulen und öffentliche Meinungsformationen zu präformieren. Wenig Staat heißt immer: viel Macht des Kapitals, und ob das Kapital seinen Sitz in den USA hat, ist erst in zweiter Linie wichtig; wichtig wird der Staat (USA) erst dann, wenn es um die (weitweite) Durchsetzung der Kapitalinteressen mit militärischer Gewalt geht.
Wie sich aus der Rede Kennedys ja auch schon andeutet, wurde hier mit keineswegs feinen Mitteln vorgangangen. Es hat den Anschein, als sei es anfangs um reine Wissenschaft, um die reine Lehre der Ökonomie gegangen, aber es ging es eben auch sehr knallhart um die Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen. Und wie Kennedy in der Rede weit darüber hinaus beklagte, wird die amerikanische Geschichte historisch ja schon weit früher von den Übelns solcher obskuren Geheimgesellschaften, geheimen Eide und Verfahren begleitet, die vor allem eben auch geheime, unkontrollierbare Mächte darstellen.
Dass also Kennedy sich mit dieser Rede keine Freunde gemacht hat – das dürfte einigermaßen außer Zweifel stehen.
John F. Kennedy: Rede vor der American University am 10. Juni 1963
Die andere Rede, mit der Kennedy seine Widersacher in Rage gebracht haben dürfte, war die „Friedensrede“ vor der American University in Washington. Diese Rede war eine Grundsatzrede zur Erläuterung der Entscheidung, gegenüber der Sowjetunion eine „Strategy of Peace“ zu entwickeln anstelle der bis dahin verfolgten Strategie, mit militärischer Gewalt und Überlegenheit eine „Pax Americana“ durchzusetzen, also einen Diktat-Frieden anstelle eines Kooperations-Friedens.
Kennedys konnte im Herbst 1962 die militärische Eskalation der Kuba-Krise bis hin zum Einsatz von Atomwaffen gegen die UdSSR dadurch stoppen, dass er in direkten Verhandlungen mit Chruschtschow am 28. Oktober 1962 den Abzug der gegeneinander gerichteten Mittelstreckenraketen vereinbarte: beide vereinbarten also eine Rüstungskontrolle, um den drohenden Atomkrieg zu verhindern. Damit war die Gefahr des Ausbruchs eines vernichtenden Atomkriegs gebannt.
Aber es ging Kennedy nicht nur um diesen einen Anlass, also die Beilegung des akut drohenden Atomkriegs, sondern um die Errichtung einer dauernden, stabilen Friedensarchitektur:
Welche Art Frieden streben wir an? Es geht hier nicht um eine PaxAmericana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. … Ich spreche von echtem Frieden, von der Art Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht,..
Kennedy wollte sich also auch von der geschaffenen Übermilitarisierung, den absurd aufgeblähten Waffenarsenalen des Zweiten Weltkriegs und der Gefahr verabschieden, dass diejenigen, die die Waffenarsenale kontrollieren und von der Rüstungsindustrie profitieren, immer auch neue Anlässe finden, diese Waffen einzusetzen oder zumindest mit ihnen zu drohen und Ängste zu schüren und endlos weitere Aufrüstung zu propagieren.
Und diese Menschen, die von der Waffenproduktion, der Kriegsfaszination und der ihr verwandten Gesinnung profitieren, verachtete Kennedy zutiefst:
Unter all den Charakteristika, die die Menschen unserer beiden Länder gemein haben, ist keines so stark wie unsere einvernehmliche Verachtung von Krieg. Wir haben noch nie gegeneinander Krieg geführt, was unter den wichtigsten Weltmächten fast einzigartig ist. Und in der Kriegsgeschichte hat noch nie eine Nation dermaßen viel Leid ertragen müssen wie die Sowjetunion im Laufe des Zweiten Weltkriegs. …
Kennedy wollte also endgültig mit allem brechen, was dann tragischerweise bis heute die Geschichte des Ost-West-Konfliktes geprägt hat, bis zur akuter denn je bestehenden Gefahr eines offenen Kriegsausbruchs:
Kurzum, sowohl die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten als auch die Sowjetunion und ihre Alliierten haben ein tiefes, auf Gegenseitigkeit beruhendes Interesse daran, dass ein gerechter und ehrlicher Frieden herrscht und dem Wettrüsten Einhalt geboten wird.
Free and Independant – das wollten nicht alle
Kennedy durfte nicht siegen, und die Geschichte zu einem besseren Ende führen. Die dunklen Mächte, von denen Kennedy sprach, diese monolitische Verschwörung zur Infiltration, Subversion und Einschüchterung haben die Welt vollkommen in den Griff genommen, nach dem Tod der Brüder John F. und Robert Kennedy, Martin Luther Kings und sogar noch Kennedys Sohn 1999. Die dunklen Mächte haben ihr Werk fortgesetzt, und mit der Gründung des Council on Foreign Relations 1921 und der CIA 1947 nahm eine Entwicklung ihren Lauf, die schon damals begann und dann die Herrschaft über die Geschicke übernahm, zuerst in den USA, später dann der ganzen westlichen Welt.
Der Bankier Paul Warburg (dessen Namen heute jeder kennt, für den der Begriff Cum-Ex eine Bedeutung hat) war bei schon bei der Gründung der – privaten – US-Notenbank (Federal Reserve System) Ideengebern und Initiator, und es ist nicht nur eine Randnotiz, dass Kennedy erklärter Gegner des FED-Systems war und es verstaatlichen wollte. Im Juli 1921 wurde der Council on Foreign Relations gegründet, und dessen Erste Direktoren wurden eben Paul Warburg und Otto Hermann Kahn, Vorstand des Bankhauses Kuhn, Loeb & Co. Die Interessen der Banker haben die Geschicke der „Free Nation“ von diesem frühen Anfang an maßgeblich geprägt, und wenn man sich einige Namen früherer Vorstände des CFR anschaut, wird auf den ersten Blick klar, in welchem Sinne dieses Land von diesen beeinflußt worden ist:
- Paul Warburg
- Otto Hermann Kahn
- CIA-Direktor Allen Dulles
- der Gründer der deutschen Atlantik-Brücke e.V., des American Council on Germany und Präsident der Weltbank John J. McCloy, ein Vordenker der US-amerikanischen Außenpolitik
- Zbigniew Brzeziński, Politikwissenschaftler und Präsidentenberater
- US-Präsident George H. W. Bush
- US-Außenminister Henry Kissinger
- Dick Cheney
- Unternehmer George Soros
Wie tief die Geschichte Kennedys etwa mit der Geschichte des CIA-Gründers und ihres langjährigen Direktors Allan Dulles (der ja von Kennedy im Streit entlassen worden ist) verbunden ist, weiß jeder, der einmal das 18-Minuten-Opus von Bob Dylan über den Kennedy-Mord als Sprechgesang angehört hat.
Dass diese Geschichte sich fortgesponnen hat über die Neo-Cons der 1990er Jahre, ihre Beeinflussung durch den dunken „Politikwissenschaftler“ Leo Strauß und seine Methode der Propaganda auf den Spuren Macciavellis, bis zu den Ereignissen des 11. September 2001 – das ist natürlich eine „Verschwörungstheorie“. Dann kam aber der Patriot Act, und damit massive Fortsetzung und Verschärfung von monolitischer Verschwörung, Infiltration, Subversion und Einschüchterung; dann kam COVID19, und dann – der Krieg zwischen Ukraine und Russland, von dem jeder weiß, dass es ein Stellvertreter-Krieg ist zwischen dem „Westen“, USA, EU und Nato, und Russland und auch China.
Während die Welt 1962 geführt wurde von einem Mann, der in der Lage war, eine existenzbedrohliche Krise zu dauerhafter Befriedung zu führen, wird sie heute geführt von schwachen, vielleicht sogar kranken Persönlichkeiten, die nur die sichtbare Oberfläche der Führung darstellen, und die im Hintergrund geführt wird von einem undurchsichtigen Geflecht aus wahrhaft monolitischer Verschwörung – und die offenbar nur noch auf den geeigneten Moment wartet, den vernichtenden Atomkrieg nun auch zu beginnen.
Kennedy glaubte er wüsste wozu Menschen in der einer freien Welt geboren sind:
Man will be what he was born to be: free and independent.
Die Geschichte wird bald erfahren, wozu der Mensch tatsächlich geboren worden ist.
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