Den Kapitalismus stürzen?

Heidi Reichinnek, kürzlich zur Fraktionsvorsitzenden der Partei „Die Linke“ gewählt, hat in einem Interview zum „Sturz des Kapitalismus“ aufgerufen. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung sagt sie, der Sozialstaat werde „immer weiter ausgehöhlt“, und der Reichtum von wenigen „explodiert“.  „Für sie ist der Kapitalismus ein System, das überwunden werden muss, um die Demokratie zu schützen und soziale Gerechtigkeit zu erreichen.“ ( Frankfurter Rundschau )

Den Kapitalismus überwinden? Solche Stimmen werden ja offenbar lauter, vor allem aus dem Lager der Linken, die sich eines enormen Zuwaches an Mitgliedern erfreut. Seit Beginn des Jahres hat sich ihre Mitgliederzahl verdoppelt.  ( Tagesschau )

Aber wie soll das nun genau vor sich gehen mit dem Stürzen? Wer sind die Stürzer? Wer soll es machen? Und wohin genau soll das Stürzen führen?

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Das Ende der Arbeit, das nicht kommen durfte

Durfte das Ende der Arbeit nicht kommen?

Ein Artikel über das verhinderte Ende der Arbeit könnte so beginnen, mit dieser Fragestellung, und es ginge dann inhaltlich um die wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung des Normalverlaufs der industriekapitalistischen Entwicklung, deren Normalverlauf zum Ende der Arbeit geführt hätte, der aber gestört wurde. Dass der Verlauf gestört wurde, wäre die These dieses Artikels.

Aber wer oder was hat den Verlauf gestört? Und mit der Bearbeitung der Antwort würden sich Thema und Fragestellung wandeln, und plötzlich fände man sich in einem Krimi wieder, der auf der großen Weltbühne sich abspielt. Ende November gab es den Artikel von Tom-Oliver Regenauer über die „Dritte Kultur“ der Tech-Avantgarde, die „die Zukunft gestalten“ möchte. Wer möchte die Zukunft gestalten: John Brockmans Edge-Foundation und die Genies der Gegenwart, die „glorreichen Sieben“ von Bezos, Musk bis Jeffrey Epstein: „Mit ihren Plattformen, Produkten und Smartphone-Apps dominieren sie Medienlandschaft, Konsum, persönliche Kommunikation, digital-soziale Räume, nachrichtendienstliche Aktivitäten, künstliche Intelligenz (KI) und in zunehmendem Maße auch den Finanzmarkt“, schreibt Regenauer. Was heute die Welt regiert, sei die „Plattform-Plutokratie. Der digital-zensorische Komplex. Die größte Social-Engineering-Maschinerie aller Zeiten.“  „Das Ende der Arbeit, das nicht kommen durfte“ weiterlesen

Im Imperium der Lügen – seit 125 Jahren

Wie ist es möglich, dass heute in den großen überregionalen Medien, auch den öffentlich-rechtlichen wie ZDF oder der Tagesschau, die absurdesten, fettesten Lügen verbreitet und behauptet werden könne, ohne dass jemand einschreitet? zum Beispiel der Rundfunkrat, als amtlicher Aufpasser für die Tagesschau?

Wenn man es wagt, da einmal ganz tief hinter die Kulissen zu schauen, wird es einem schlecht und schwindelig. Und die Gründe liegen sehr sehr tief, und sehr weit zurück, wie hier nun gezeigt werden soll.

Zum Einstieg das folgende, zunächst ganz harmlos scheinende Beispiel.

Die Sendung „Maischberger“ vom 16. 10. 2024, Thema: „Bundeswehr auf die nächsten Jahre nicht verteidigungsfähig“. Zu Gast ist heute der Militärhistoriker Sönke Neitzel. Von der Ausgangsfrage nach der Verteidigungsfähigkeit geht es nach einigen Minuten um die Frage nach der Angriffsbereitschaft Russlands gegen die Nato: Der BND-Chef Bruno Kahl und seine Geheimdienstkollegen haben bei einem Treffen mit den führenden Spionagechefs im deutschen Bundestag behauptet, Russland könnte bis 2030 die Nato angreifen.  Es folgt ein kurzer Einspieler, in dem Bruno Kahl diese Behauptung aufstellt.

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Warum will der Kapitalismus nicht sterben?

Vor inzwischen runden 10 Jahren erschien das damals hohe Wellen schlagende Buch des Ökonomen Jeremy Rifkin, das unter anderem auch den Untergang des Kapitalismus voraussagte: „The Zero Marginal Cost Society: The Internet of Things, the Collaborative Commons, and the Eclipse of Capitalism“. (Rifkin 2014 )

Der Ökonom Christian Kreiß, seit 2002 Professor für BWL  an der Hochschule Lahr,  veröffentlichte nun zehn Jahre später einen Zeitschriften-Artikel mit dem Titel „Borsengewitter – Wetterleuchten oder Korrektur“, in dem er sich aus Anlass des letzten „Börsengewitters“ an den Finanzmärkten mit der Frage beschäftige, ob es sich dabei um eine harmlose „Korrektur“ handelt, oder eben doch um diese Art von „Wetterleuchten“, diese Art von Unheil verkündendem Himmelsphänomen wie eine Sonnenfinsternis, wie sie in Rifkins Beschreibung den Untergang des Kapitalismus anzeigt. (Kreiß 2024-1)

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Tragisches Palästina

Das kleine Land Israel ist seit dem 7. Oktober 2023 Schauplatz einer unvorstellbar grausamen und blutigen Tragödie. Die palästinensische Organisation Hamas, die nach jahrelangen erbitterten Auseinandersetzungen unter anderen islamistischen Gruppierungen in Palästina im Jahr  2007 im Gaza-Streifen die Macht übernommen hatte, hat an diesem Tag einen bis dahin unvergleichlichen Schlag gegen Menschen aus Israel geführt, dem allein an diesem Tag rund 1.200 Zivilpersonen und Sicherheitskräfte zum Opfer fielen. An diesem Tag, einem Sabbat und dem letzten der sieben Tage des Laubhüttenfestes, wurden über 2.200 Raketen auf Israel abgefeuert; die Kämpfer der Hamas durchbrachen an vielen Stellen die meterhohen Absperrungen der Grenze und machten sich auf zu Fuß, mit Motorrädern, Pickups oder privaten Pkw zu einer Reihe von grenznahen Dörfern und Kibbuzen, um die Menschen dort zu überfallen und sie, sofern sie nicht gleich getötet wurden, hinter die Absperrungen im Gaza-Streifen zu verfrachten und sie da als Geiseln zu nehmen.

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Zum 11. September 2001

Am gestrigen 11. September wurden wieder, wie in den Jahren zuvor, eine Menge Tweets verschickt, die diese dramatischen Ereignisse in Erinnerung gerufen haben. Bevor es Twitter gab, wurden längere oder kürzere Texte geschrieben, Bücher und Artikel, und tatsächlich, wenn man sich manche von ihnen heute nocheinmal anschaut, lagen sie in Vielem richtig, wie zum Beispiel die Bücher des studiertesten aller Konspirologen, des hauptamtlichen Verschwörungtheoretikers und nebenamtlichen Journalisten Matthias Bröckers, und natürlich viele viele andere, die sich um die Wahrheit, die „Truth“ der Truther, wie diese Menschen in wahrheitsvertuschender Absicht genannt werden, unermüdlich und aufopferungsvoll kümmern.

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Geld, Zins und wirklicher Reichtum

Seit langer Zeit mal wieder ein Beitrag: eine Kritik von Norbert Häring zu einem Artikel von Jens Berger in den „Nachdenkseiten“, zum Thema „Zinskritik“. Jens Berger hatte diesen Artikel 2011, vor 12 Jahren, veröffentlicht, und es ging damals darum, eine von den sog. Zinskritikern vorgebrachte „Fundamentalkritik“  an der Erhebung von Zins zu entkräften.

Um es also vorweg kurz zusammenzufassen: Was ist gemeint mit Zinskritik?

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Die Zukunft erfinden – so lange es sie noch gibt

Es ist schon einige Jahre her, dass Nick Srnicek und Alex Williams dieses Buch über die Zukunft geschrieben haben.  Es sollte ein „Manifest“ sein: „‚Die Zukunft erfinden‘ ist ein Manifest für das Leben nach dem Kapitalismus.“

Die beiden hatten in vielem verdammt Recht:

Gegen die Konfusion, die politisch links wie rechts herrscht, wenn es darum geht, unsere High-Tech-Welt zu verstehen, stellt sich das Buch der Aufgabe, das emanzipatorische und zukunftsorientierte Potential der heutigen Gesellschaften zurückzuerobern. Statt einer komplizierten Zukunft auszuweichen, zielen Nick Srnicek und Alex Williams auf eine postkapitalistische Ökonomie, die es erlaubt, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, die Arbeit abzuschaffen und Technologien zu entwickeln, die unsere Freiheiten erweitern.

Stimmt.

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Wumms mit Chuzpe

Was ist Chuzpe?

Es gibt eine Stiftung, die – unter anderem – auch erklären kann, was Chuzpe ist.

Diese Stiftung sitzt in der Schweiz und heißt GRA. Sie ist eine „Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und setzt sich für die Menschenrechte und die Erhaltung der Demokratie schweizerischer Prägung ein. Die GRA steht für Toleranz und gegen jegliche Art der rassistisch motivierten Diskriminierung.“ (GRA – über uns)

Es gibt da eine ganze Reihe von Artikeln über das Wort Chuzpe und seine Bedeutung, und auch diesen. Es heißt da:

Chuzpe (auch: Chutzpe) ist ein unübersetzbares jiddisches Wort, das in den allgemeinen (deutschen und englischen) Sprachgebrauch übergegangen ist. Es bedeutet „Unverschämtheit, Dreistigkeit, Unverfrorenheit, Impertinenz“ und wird in der Regel salopp abwertend verwendet, kann aber auch, je nach Kontext, einen anerkennenden Beiklang haben.

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