Warum will der Kapitalismus nicht sterben?

Vor inzwischen runden 10 Jahren erschien das damals hohe Wellen schlagende Buch des Ökonomen Jeremy Rifkin, das unter anderem auch den Untergang des Kapitalismus voraussagte: „The Zero Marginal Cost Society: The Internet of Things, the Collaborative Commons, and the Eclipse of Capitalism“. (Rifkin 2014 )

Der Ökonom Christian Kreiß, seit 2002 Professor für BWL  an der Hochschule Lahr,  veröffentlichte nun zehn Jahre später einen Zeitschriften-Artikel mit dem Titel „Borsengewitter – Wetterleuchten oder Korrektur“, in dem er sich aus Anlass des letzten „Börsengewitters“ an den Finanzmärkten mit der Frage beschäftige, ob es sich dabei um eine harmlose „Korrektur“ handelt, oder eben doch um diese Art von „Wetterleuchten“, diese Art von Unheil verkündendem Himmelsphänomen wie eine Sonnenfinsternis, wie sie in Rifkins Beschreibung den Untergang des Kapitalismus anzeigt. (Kreiß 2024-1)

Seinen oben zitierten Artikel fasst Kreiß folgendermaßen zusammen:

„Die Vermögens- und Einkommensentwicklungen der letzten 50 Jahre waren nicht nur asozial, sondern sind auch gesamtgesellschaftlich ziemlich gefährlich. Wir tanzen auf einem Vulkan.“

Mit welcher Art von Katastrophe wollen (oder müssen)  wir also rechnen wenn der Vulkan ausbricht? Das von Rifkin erwartete Erlöschen oder jedenfalls die bei ihm beschriebene Transformation oder Metamorphose des Kapitalismus hat so offensichtlich (noch) nicht stattgefunden; der Kapitalismus lebt noch, aber, wie Kreiß beschreibt, nun unheilbringender, gefährlicher und zerstörerischer als je zuvor. Die eigentlich entscheidende Frage muss aber lauten: warum lebt der Kapitalismus – immer noch? Und: Was hätte ihm denn – eigentlich – nachfolgen sollen, können, oder gar müssen?

Rifkin hatte nun eben genau das angenommen – dass der Untergang des Kapitalismus auch die Geburt des Neuen hervorbringt. Das geschieht aber eben nicht, und wir müssen hilflos zuschauen wie die Krise sich immer mehr zuspitzt. Kreiß nennt die folgenden charakteristischen Symptome dieser unheilvollen Entwicklung, hier knapp in den Abschnittsüberschriften und den wesentlichen Aussagen zusammengefasst:

Zunehmende Vermögenskonzentration in den USA

In den 34 Jahren von 1989 bis 2023 kann man eine deutliche Vermögensverschiebung zu Gunsten der oberen ein Prozent und zu Lasten der „unteren“ 99 Prozent feststellen.

Auswirkungen zunehmender Vermögenskonzentration

Ein immer größerer Anteil der Kapitaleinkommen fließt an die oberen 10 bzw. ein Prozent der Bevölkerung. „Wenn die oberen ein Prozent der Haushalte über 30 Prozent der Vermögen besitzen, fließen entsprechend auch über 30 Prozent aller Dividenden, Mieten, Pachten und Zinsen an die oberen ein Prozent der Haushalte.“ 

Unternehmensgewinne

„Im ersten Quartal 2024 beliefen sich die US-Unternehmensgewinne nach Steuern laut Angaben der US-Notenbank auf (annualisiert) 3.168 Mrd. US-Dollar.[3] Das entspricht 11,2 Prozent vom Sozialprodukt.[4] Von 1947 bis 2000 lagen die US-Unternehmensgewinne im Durchschnitt bei 6 bis 7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP). Ab der Jahrtausendwende setzte ein starker Anstieg ein, so dass seit 2010 der Anteil der Unternehmensgewinne durchschnittlich bei knapp 11 Prozent liegt.“

Zinseinnahmen

Die Schulden der privaten Haushalte, der Unternehmen (ohne Finanzdienstleistungsunternehmen) und des Staates betrugen in den USA im ersten Quartal 2024 „264 Prozent vom BIP. Die Schulden pro Dollar Sozialprodukt haben sich seit 1980 also etwa verdoppelt.“ 

„Wer zahlt die Zinsen? Die Staatsschulden werden über die Steuern finanziert. Selbst die ärmsten Bevölkerungsschichten zahlen Steuern, z.B. über die Mehrwert- oder Benzinsteuer. Die Unternehmensschulden werden über die Produktpreise auf die Kunden umgelegt. Bei jedem Einkauf zahlt jede Konsumentin und jeder Konsument die Unternehmensschulden.“

Mieten

„Die US-Mieten sind in den letzten 4 Jahren sehr stark gestiegen: Von 2020 bis 2023 sind die bei Neuverträgen verlangten Mieten um 30 Prozent gestiegen. Etwa jeder zwölfte US-Haushalt zahlt mehr als die Hälfte seines Einkommens für Miete. (…) Durch die in jüngster Zeit stark gestiegenen Mieten haben die oberen ein Prozent der US-Amerikaner gleich doppelt profitiert, da ja auch ihr Vermögensanteil über die letzten 30 Jahre und damit vermutlich auch ihr Anteil an Mietobjekten stark zugenommen haben dürfte.“

Zunehmende Ungleichverteilung der US-Einkommen

„1980 verdienten die oberen 10 Prozent der Haushalte 9,1-mal so viel wie die unteren 10 Prozent, 2018 war es 12,6-mal so viel. Die Schere geht auf.

Kurz: Die Entwicklung der 48 Jahre von 1970 bis 2018 zeigt eine beeindruckende Einkommensverschiebung von den unteren und den mittleren zu den oberen Einkommen.

Die hier aufgezeigten Entwicklungen fanden übrigens nicht nur in den USA, sondern in fast allen Industrie- und sehr vielen Entwicklungsländern statt.“

Das Fazit bei Kreiß

Kreiß zieht in seinem Artikel folgendes Fazit: „Das heißt, irgendwann dürfte einem großen Teil der US-Haushalte ökonomisch die Luft ausgehen. Es wird immer schwieriger, Konsum und Wachstum weiter anzutreiben. Dann dürften Nachfrage, Umsätze, Konjunktur – und die Unternehmensgewinne ins Stocken kommen. Und wenn die Unternehmensgewinne nicht mehr steigen oder gar sinken, dann müssten auch die Börsenkurse sinken.“

Nun ist das, was Jeremy Rifkin vor zehn vergangenen Jahren schrieb und was sich nun an den Börsen und in der Wirtschaftsentwicklung insgesamt abzeichnet, ja nicht überraschend eingetreten – es war ja eben genau das, was zu erwarten war, und was damals auch noch – jedenfalls prinzipiell – hätte verhindert werden können. Aber – warum wurde es nicht verhindert? Wer hat es nicht verhindert? Hat es denn womöglich jemand genau so gewollt? Und will es so noch immer?

Tatsächlich sieht doch alles sehr so aus, als habe es jemand so gewollt, wie Kreiß es beschreibt: „Der S&P 500 ist derzeit so hoch bewertet wie fast noch nie in der Geschichte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 27,7 (Gewinne der vergangenen 12 Monate) etwa 75 Prozent teurer als in den letzten 150 Jahren[15], die Rendite auf Aktieninvestments mit 3,6 Prozent (Gewinne der letzten 12 Monate) nur halb so hoch wie in den letzten 150 Jahren. Kurz: die US-Börsen sind, historisch betrachtet, ungewöhnlich hoch bewertet. Das Gleiche gilt übrigens für die Hauspreise in den USA: Gemessen an den Medianeinkommen sind die Häuser heute so teuer wie noch nie in der Nachkriegszeit und deutlich teurer als kurz vor dem Platzen der US-Immobilienblase 2007.“

Also – wer wollte es so?

In seinem Artikel vom 21. August 2024 (Kreiß 2024-2) beschreibt Kreiß genauer, wie die Lohnabhängigen in diesem enorm lebensfähigen Kapitalismus „übervorteilt und übertölpelt“ werden, hier im Detail  beschrieben am Beispiel des Automobilkonzerns Mercedes Benz. Tenor des Artikels: Es sind im Wesentlichen die – in den letzten drei Jahren sehr hohen – Erträge aus leistungslosem Kapitalbesitz, die von den – daran viel zu wenig beteiligten – Lohnempfängern erwirtschaftet werden müssen.

Kreiß schreibt, dass „der vielleicht berühmteste Volkswirt John Maynard Keynes“ die leistungslosen oder Rentier-Einkommen schon 1936 in seiner „General Theory“ scharf kritisierte:

„I see, therefore, the rentier aspect of capitalism as a transitional phase […] that the euthanasia of the rentier, of the functionless investor, will be nothing sudden […] so that the functionless investor will no longer receive a bonus.“

Was Keynes mit diesem drastischen Ausdruck „Eutanasie des Rentiers“ also zum Ausdruck bringen will: Investoren, die leistungslose Renten-Einkommen beziehen, sind funktionslose Investoren („functionless investors“), weil sie keinen Beitrag zum Wohlergehen in der Ökonomie leisten, und darum müssen sie wirtschaftlich „sterben“: „Solche funktionslosen Investoren müssen laut Keynes verschwinden, weil sie keinen ökonomischen Zweck erfüllen, und dürften nicht länger einen Bonus erhalten.“

Das heißt: Die Welt hat diesem Treiben, der Entstehung und gewissermaßen „Machtergreifung“ der Rentiers (der „Parasiten“ und „Beutelschneider“, wie Karl Marx  diese Klasse von Zeitgenossen viel früher schon geradezu mit Abscheu beschrieb) nun seit fast 80 Jahren tatenlos zugesehen, und hat sie sich langsam und kaum bemerkt entwickeln, wachsen, wuchern und die Herrschaft übernehmen lassen. Die Politik, staatliche Instanzen, die Öffentlichkeit, Medien und Gewerkschaften haben sich die Zügel widerstandslos aus der Hand nehmen lassen, und müssen nun dem verhängnisvollen Lauf der Dinge in Richtung Vulkanausbruch hilflos zusehen.

Keynes schrieb 1926 in seinem Aufsatz „Das Ende des Laissez-Faire. Ideen zur Verbindung von Privat- und Gemeinwirtschaft“, bei dem, was vom Staat geleistet werden müsse, gehe es um „jene Funktionen, die über den Wirkungskreis des Individuums hinausgehen, jene Entscheidungen, die niemand trifft, wenn der Staat sie nicht trifft“. (Keynes 2011) Damals musste sich um so ein „Ende des Laissez-Faire“, wie Keynes es befürchtete, noch niemand Sorgen machen. Aber heute, Hundert Jahre später, hat es den Anschein, als wenn es einen genügend starken Staat, der resolute und konsequente Entscheidungen zu treffen willens und in der Lage wäre, so eine Machtergreifung des Rentiers zu verhindern, tatsächlich gar nicht mehr gibt. Heute ist es so, wie Kreiß es beschreibt: sie (die Rentiers) „.. bekommen zu Lasten der Beschäftigten ewige leistungslose, passive Nicht-Arbeits- bzw. Renteneinkommen in Form von Dividenden, selbst ihre Urenkel;“ aber – niemand ist da, der das verhindert.

Kreiß schließt seinen Artikel mit der Frage: „Wollen wir das wirklich?“ Und schiebt nach den – hilflosen – moralischen Appell: „Ist das fair?“

Da muss man aber doch nun fragen: Glaubt der Professor Kreiß denn allen Ernstes, dass es da wirklich einfach am hinreichenden Willen mangelt? Glaubt er, dass an diesem – sich seit Jahrzehnten völlig ungehindert verschärfenden und zuspitzenden – Prozess irgendeine irdische oder überirdische Macht noch etwas wird ändern können? Dies gar mit so einem moralischen Appell an die Fairness, wie Kreiß es offenbar ans Herz legen will?

Der Ökonom Christian Kreiß scheint zu glauben, trotz aller von ihm zusammengetragenen Krisensymptome könne mit genügend gutem Willen und gelebter Fairness dies alles wieder zurückgedreht, korrigiert und in die altbekannten „richtigen“ Bahnen zurückgelenkt werden. Um deutlich zu machen wie sehr Kreiß sich hier täuscht, müsste er dazu nur einmal nachrechnen, welche Berge von Vermögen wieder an die rechtmäßigen Leistungserbringer retransferiert werden müssten, und welche Herkulesleistungen von Staaten und ihren Organen erbracht werden müssten, um die Besitzer der nun entstandenen riesigen privaten Vermögen mit ihrer geballten Finanzmacht über all die entmachteten Volksvertreter wieder in die Schranken zu weisen. Das scheint so leider völlig aussichtslos – so fern an dem Glauben an die gute alte, auf ewig reformierbare Marktwirtschaft nicht an den entscheidenden Stellen etwas geändert wird.

Der berühmte Volkswirt Joseph Schumpeter

Ein anderer berühmter Ökonom, den Kreiß aber wohl nicht zu den berühmtesten zählt, ist der mit Keynes etwa gleichaltrige Österreicher Joseph A. Schumpeter; von ihm stammt der 1942 erschienene Aufsatz: „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“. In diesem Aufsatz vertieft Schumpeter auch die Schlüsselfrage nach der Zukunft des Kapitalismus, und gibt die Antwort:

„Kann der Kapitalismus weiterleben? Nein, meines Erachtes nicht.“

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Keynes war Schumpeter nicht der Meinung, dass der Kapitalismus weiterleben könne: Schumpeter glaubte, wenn der Kapitalismus – von dessen gewaltiger Leistungsfähigkeit Schumpeter genauso überzeugt war wie Keynes – seine historischen Leistungen eines Tages erbracht haben werde, werde der Kapitalismus in seinen wesentlichen Funktionen vom Staat übernommen werden müssen; das heißt: der Staat werde ab dann eben die Entscheidungen treffen müssen, die nur Staaten treffen können. Dies werde von der sozioökonomischen Reife, also vom allgemeinen Entwicklungsstand der Ökonomien und der Gesellschaften abhängen, und wenn die Gesellschaften schließlich reich, konsolidiert und wohlhabend genug geworden sind, werden sie sich evolutiv wandeln in Gesellschaften, in denen das Öffentliche Priorität vor dem privaten Kapital besitzt – das nannte Schumpeter Sozialismus.

Das war also Schumpeters Idee von Sozialismus; aber Keynes als Nicht-Sozialist sah den Lauf der Reichtumsentwicklung sich in ganz ähnlichen Bahnen vollziehen: Auch Keynes sah eine Verlangsamung und einen schließlichen Stopp der Wirtschaftsentwicklung voraus; die wesentlichen Indikatoren dieser Entwicklung las er sehr ähnlich, und auch eine entstehende Dominanz des Öffentlichen vor dem Privaten sah Keynes voraus – nur dass er den entstehenden Zustand nicht Sozialismus genannt hätte.

Jeremy Rifkin sah das Ende der Kapitalismus kommen als „Null-Grenzkosten-Gesellschaft“: eine Ökonomie, die in sich einen Zustand von Null-Wachstum, Null-Zinsen, Null-Gewinnen, Null-Arbeit und Null-Renten transformiert, wenn die Wachstumspotentiale schlielich aus Gründen des Erfolgs, der Sättigung und der Erreichung eines Zustandes von „Vollkommenheit“ erreicht sind, kann nur noch als öffentliches Gemeinwesen weiterexistieren, ohne Wachstums- und Gewinnerzielungsabsicht, also eben als Null-Grenzkosten-Gesellschaft, aber nicht mehr als kapitalistische Gesellschaft.

Was passiert, wenn sie nun trotzdem weiterleben soll? Dann entsteht eben so eine Alptraum-Ökonomie, eine Schreckensgestalt von „Zombies“, von Untoten, die sich parasitär an anderen – noch – lebenden Wesen bereichern. Keynes hoffte auf die neu entstehende, freiere Gesellschaft, Schumpeter hoffte darauf, und nun endlich auch Jeremy Rifkin – aber es ändert sich nichts: die Gewinne stagnieren nicht etwa, wie sie es eigentlich hätten tun müssen; die Lohnarbeit nimmt nicht ab, wie sie es eigentlich hätte tun müssen, und die Zinsen fallen nicht etwa unter die Null-Grenze, wie es längst hätte der Fall sein müssen; stattdessen explodieren die Gewinne und die leistungslosen Renteneinkommen, die nun aus den plötzlich wieder gestiegenen Zinsen bedient werden können.

Wie war bzw. warum ist das also noch immer möglich?

Eine Skizze des tatsächlich möglichen Endes des Kapitalismus

Was nun tatsächlich hatte passieren müssen und auch können, als die Entwicklung des Produktivkapitalismus ihren Gipfel oder auch ihr Ziel oder ihr Maximum erreicht hatte, ist – im Prinzip – bei den genannten berühmten Volkswirten durchaus erkannt und beschrieben worden: Im Kern liegt die Lösung darin, dass die Politik die gestaltende Kraft und Weitsicht hätte besitzen und entfalten müssen, den geschaffenen Reichtum nun als öffentliches Menschheitsvermögen in Verwahrsam zu nehmen, auf Pflege, Resilienz und Erhaltung zu setzen, auf kapazitätserweiternde Investitionen zu verzichten und – ganz wie die Volksrepublik China es nach vielen erfolglosen Versuchen am Ende auch geschafft hat – eine gemischte öffentlich-private Volkswirtschaft zu schaffen, mit einem genügend starken Staat, um die Begehrlichkeiten der so reich gewordenen Privatwirtschaft dauerhaft im Zaum zu halten. Die Schwierigkeit liegt tatsächlich darin, das nötige öffentliche Vermögen mit langem Atem und mit Ausdauer zu schaffen und aufzukumulieren, und es dann eben nicht an Privat zu verschleudern und zu veruntreuen, so wie es dann – wohl tatsächlich unter dem Einfluss neoliberaler Einflüsterer – leider ab den 198er Jahren massenhaft geschehen ist.

Wie die Machtstrukturen in einer reifen, nachkapitalistischen Ökonomie eigentlich aussehen müssten – und wie sie im sozialistisch-kommunistischen China nun tatsächlich auch aussehen – ist aus diesem Schaubild leicht zu erkennen:

In den USA haben die Macht die Banken, die mit ihrem Geld über das Geld der Konzerne herrschen, und die beherrschen mit ihrem Geld die Regierung. In China ist es genau andersherum: die Regierungen, die Politik, die Öffentlichkeit herrscht über Banken, Konzerne und Unternehmen.

Die große, aber unbeantwortete Frage ist die: wie konnten Regierung und Politik in China diese Macht gewinnen? Die Geschichte in China ist das Resultat einer über lange Epochen chaotischen, von diktatorischer Gewalt getriebenen Entwicklung, die erst nach einer langen Zeit von Experimentieren und Versuch und Irrtum zum Ziel einer nun sehr stabilen und in vielen Hinsichten erfolgreichen und nachahmenswerten Gesellschaft führte.

Warum aber konnten umgekehrt die Banken und die Konzerne in USA und EU diese nun fast unbeschränkte Macht über die Regierungen gewinnen? Noch zu Kennedys Lebzeiten hätte die Politik auch in den USA einen vernunftgesteuerten Wandel in Richtung so einer Art von resilienter Post-Wachstumsgesellschaft einschlagen können, und eine Verstaatlichung der Zentralbank, der FED, hätte hier gute Dienste leisten können, wie von Kennedy durchaus angedacht und erwogen wurde. Aber eben das geschah – nach Kennedies Ermordung – nicht mehr. Die Frage ist also: warum geschah genau das nicht, was möglich und vernünftig gewesen wäre?

Hier führt die Suche nach einer Antwort nun auf eine ganz andere Spur.

Geheime Treiber des Zombie-Kapitalismus

Schon zur Zeit des Ersten Weltkriegs, als der hochindustrielle Kapitalismus noch in voller Blüte stand, fanden Ereignisse statt, die einer späteren wohlfahrtsdienlichen Reifeentfaltung des Kapitalismus Hindernisse in den Weg legten, die sich später sehr unheilvoll auswirken sollten. Zu diesen Ereignissen wird man wohl auch Gründung der US-Nationalbank (Federal Reserve Bank, FED) zählen müssen, die nach einem konspirativen Treffen von einigen mächtigen Bankiers und Finanzbeamten auf der Insel Jekyll Island 1910 dann drei Jahre später besiegelt wurde.

Die Mont-Pèlerin-Gesellschaft

Joseph Schumpeter erwartete über früh oder lang, dass ein „Marsch in den Sozialismus“ sich in Bewegung setzen werde, den er sich in seinen Schriften ab den 1940er Jahren für eine nicht so ferne Zukunft ankündigen sah. Er rechnete nun auch durchaus mit Widerstand und Gegenbewegungen, aber er hielt diese für zu schwach, um überhaupt nennenswerte akademische Gegenbewegungen hervorrufen zu können; als Beispiel nannte er den Mont-Pèlerin, diesen „Berg in den Schweiz, wo Kongresse von Ökonomen abgehalten werden, die Widerspruch zu solchen sozialistischen Überlegungen vortragen.“

Aber diese Mont-Pèlerin-Gesellschaft, die dann eine auf lange Sicht angelegte und von viel Durchsetzungswillen getragene Gegenstrategie entwickelte, führte schießlich ab etwa Mitte der 1970er Jahre zu sehr großem Erfolg; der Neoliberalismus, der aus dem von dem Journalisten Walter Lippmann 1938 in Paris einberufenen „Colloque Walter Lippmann“ hervorgegangen war und dann 1947 in Vevey am Genfer See gegründet wurde, mündete ab den 1980er Jahren in den – offenbar bis heute anhaltenden – Sieg des Kapitals über die Arbeit, der Privatwirtschaft über die Gemeinwirtschaft, und, wie es heute scheint, auch in den Sieg des privaten Gewinninteresses über den eigentlich dem Schutz des Gemeininteresses verpflichteten Staat.

Wer war nun diese Mont-Pèlerin-Gesellschaft, wer war das Colloque Walter Lippmann, wer war Walter Lippmann?  In der Person Walter Lippmanns, seinem publizistischen Schaffen und seinen Wertungen und Anschauungen liegt wohl vieles schon in der Wurzel angelegt, was den späteren Erfolg des Neoliberalismus ausmachte; es soll in diesem Fall erlaubt sein, zu Lippmann aus einem Text der Wikipedia zu zitieren:

„Lippmann sah in der Herstellung einer einheitlichen Meinung („manufacturing consent“) eine der Hauptaufgaben von Entscheidungsträgern und Massenmedien, während die Entscheidungen in einer demokratischen Gesellschaft einer spezialisierten Klasse („specialised class“) vorbehalten sein sollten. Hintergrund war auch die Rolle des Rundfunks und der Produktwerbung. Seine These ist, dass die öffentliche Meinung durch die Medien gemacht werde, nicht durch mündige Bürger (…). Die „Herde der Bürger“ müsse vielmehr durch eine regierende Klasse mit Unterstützung von Experten regiert werden. Für eine notwendige umfassende Information seien die Bürger überfordert. (..). Lippmann versteht unter dem Begriff Stereotypen „verfestigte, schematische, objektiv weitgehend unrichtige kognitive Formeln, die zentral entscheidungserleichternde Funktion in Prozessen der Um- und Mitweltbewältigung haben“. Ferner prägte er für Journalisten den Ausdruck gatekeeper. Die Gatekeeper würden entscheiden, was der Öffentlichkeit vorenthalten und was weiterbefördert wird. „Jede Zeitung ist, wenn sie den Leser erreicht, das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektionen“. Dadurch, dass die Auswahlregeln gleichgeschalteter Journalisten weitgehend übereinstimmen, komme eine Konsonanz der Berichterstattung zustande, die auf das Publikum wie eine Bestätigung wirke (alle sagen es, also muss es stimmen)…“ (Wikipedia, a.a.O.) „Pseudoumwelt“ ist der von Lippmann geschaffene Begriff zur Beschreibung einer von Stereotypen gestützten gedanklichen Umwelt, die nur in den Köpfen des Publikums existiert und die gezielt von einer regierenden Klasse der Gatekeeper geschaffen und modelliert werden muss.

Soweit also Lippmanns Ideen zu Leben und Sterben des Kapitalismus. Offenbar schließt sich schon da zwingend die Frage an, wem diese „Massenmedien“, die die „Herde der Bürger regieren“ und die Journalisten „gleichschalten“ sollen, denn wohl gehören werden? In wessen Interesse werden diese gleichgeschalteten Medien wohl die Meinungen beeinflussen? Etwa so, dass sie vor allem den Interessen des Kapitals dienlich sind?

Der Council on Foreign Relations

Lippmann hatte nun noch weitere, ebenfalls sehr folgenreiche Ideen: Lippmann war auch beteiligt an der Gründung des Council on Foreign Relations. In der Wikipedia ist zu lesen über die Entstehung dieses mächtigen Think Tanks: „Im Winter 1917/18 schlossen sich die beiden Berater des US-Präsidenten Woodrow Wilson, der Diplomat Edward M. House und der Journalist Walter Lippmann zu einer diskret operierenden Gemeinschaft zusammen, um Optionen für Präsident Wilson zu erarbeiten, wie die Politik nach dem Fall des Deutschen Kaiserreichs als Folge des Ersten Weltkriegs aussehen könnte. Die Gruppe nannte sich schlicht The Inquiry, was mit Die Untersuchung übersetzt werden kann. Lippmann gab folgende Erklärung ab: „Unser Vorhaben ist genial. Pure, aufsehenerregende Genialität – und nichts anderes.“ (CFR)

Die besonderen Erfahrungen der Teilnehmer der Pariser Friedenskonferenz flossen nun ein in die Arbeit dieser kleinen Expertengruppe The Inquiry. Wie gestaltete sich die weitere Entwicklung dieser „aufsehenerregend genialen “ Gruppe? Im Text der Wikipedia heißt es dazu: „Knapp zwei Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkriegs trafen sich im Winter 1920/21 die Mitglieder eines Komitees um den Bankier Paul Warburg (…) regelmäßig in einem angemieteten Büro in der 43rd Street in Manhattan und luden eine Reihe von ausgesuchten Männern ein, Mitglied im neuen Council on Foreign Relations zu werden.“ Diese „kleine Gruppe intellektueller Politikstrategen“ hatte also als Ideengeber bei der Gründung des Council on Foreign Relations fungiert, der dann „expansiv fortgeführt“ wurde und „seitdem maßgebend für die amerikanische Außenpolitik und Diplomatie des 20. Jahrhunderts“ war.  Die Gesellschaft wurde im nächsten Schritt in Zusammenarbeit mit den deutschstämmigen Bankiers Paul M. Warburg und Otto Hermann Kahn sowie weiteren New Yorker Unternehmern, Bankiers und hochrangigen Politikern gegründet; erwähnenswert ist hier, dass Paul Warburg auch Ideengeber für die Gründung der US-Notenbank (FED) gewesen war.

Man mag sich nun fragen – was werden da wohl für „aufsehenerregend geniale“ Ideen ausgebrütet worden sein? In deren Denken es offenbar (auch) um Beeinflussung, Gleichschaltung und Steuerung der Medien und das Regieren der „Herde der Bürger“ ging, und dies alles im Interesse einiger deutschstämmiger Bankiers, von denen einer sich gerade um die Entstehung der – nun privaten – mächtigen Zentralbank der USA verdient gemacht hatte?

Der folgende kurze Überblick möge skizzieren, was aus dem CRF dann heute geworden ist:

Präsident des CFR ist seit Juni 2023 Michael Froman; Froman ist Investmentbanker und Mitglied in der geheimen Freimaurer-Loge B’Nai B’Rith, die 1848 von deutschen Auswanderern in New York gegründet wurde.

Im Board of Directors:

  • David Rubenstein (Chairman) – Cofounder und Co-Chief Executive Officer, The Carlyle Group.
  • Blair Effron (Vice Chairman) – Cofounder, Centerview Partners.
  • Jami Miscik (Vice Chairman) – Chief Executive Officer und Vice Chairman, Kissinger Associates, Inc.

Zum Board of Directors gehören etwa Penny Pritzker, Investmentbanker, Peter George Peterson (Blackstone Group) und Stephen Friedman (Ex-CEO Goldman Sachs & Fed of NY). 

Wenn man sich nun einmal kurz den „Mindset“ dieses Think Tanks vergegenwärtigt, mit den markanten Stichwörtern „Pseusoumwelt“, Gatekeeper, Gleichschaltung von Medien und Journalisten, Schaffung des Neoliberalismus als Strategie zur Konservierung von Kapitalismus und Kapital- und Bankeninteresse, und sich dann die Frage vorlegt, was denn wohl bis heute dem Kapitalismus zu seinem auf fremdem Grund gewachsenen „ewigen“ Leben verholfen haben könnte, gegen jede reale, ökonomisch-wirtschaftswissenschaftlich solide und begründbare Vernunft – dann verdichten sich doch deutlich einige Verdachtsmomente.

Der CFR ist als Think Tank zuständig für die Formulierung außenpolitischer Strategien, zusammen mit dem Chatham House und Carnegie Endowment for International Peace. Welche sehr einflussreiche strategische Think Tanks gibt bzw. gab es noch?

Das PNAC

Das „Project for a New Amerian Century“, kurz PNAC, hatte sich das Ziel der Gewinnung entscheidender politischer, wirtschaftlicher und militärischer Dominanz für die USA gesetzt. Das PNAC vertrat unter anderem folgende Thesen (aus Wikipedia):

  • US-amerikanische Führerschaft ist sowohl gut für die Vereinigten Staaten von Amerika als auch für die ganze Welt.
  • Eine solche Führerschaft erfordert militärische Stärke, diplomatische Energie und Hingabe an moralische Prinzipien.
  • Eine multipolare Welt hat den Frieden nicht gesichert, sondern stets zu Kriegen geführt.
  • Die Regierung der Vereinigten Staaten soll Kapital schlagen aus ihrer technologischen und wirtschaftlichen Überlegenheit, um durch Einsatz aller Mittel – einschließlich militärischer – unangefochtene Überlegenheit zu erreichen.

„Militäraktionen seien ein akzeptables und nötiges Mittel. wenn Diplomatie gescheitert ist. Das PNAC befürwortet die weltweite Errichtung dauerhafter eigener Militärstützpunkte, um die USA weitestgehend unangreifbar zu machen. Als „Weltpolizist“ (bzw. „Welt-Ordnungs-Hüter“) hätten die Vereinigten Staaten die Macht, in einer chaotischen „hobbesianischen“ Welt für die Einhaltung von Recht und Gesetz gemäß den von den USA gesetzten Maßstäben zu sorgen – wenn es sein muss, auch ohne Absprache mit oder Rücksichtnahme auf Verbündete und andere supranationale Organisationen, Verträge und sonstige Rechtsverbindlichkeiten (Unilateralismus).“

In dem vom PNAC formulierten Manifest mit dem Titel „Rebuilding America’s Defenses“ sollten die Grundlinien eines Planes zur Etablierung eines neuartigen amerikanischen Imperialismus umrissen werden. Geopolitik werde von der Energiepolitik der USA (Erdöl) bestimmt, und damit auch von dem mittelbaren Interesse an der Beherrschung des Nahen Ostens mit seinen in der Nachbarschaft Israels liegenden ordölreichen Staaten.

In diesem Text wird dann die Notwendigkeit begründet, möglichst alle verfügbaren Ressourcen bei der Umsetzung einer solchen Strategie zum Einsatz zu bringen. Dabei, so schreiben die Autoren, muss auch das Risiko bedacht werden, dass diese Strategie wegen der enormen Kosten Widerspruch hervorrufen kann; außerdem würden die politischen Ziele Amerikaner und Verbündete womöglich beunruhigen. Dann schreiben sie folgenden (später Argwohn erregenden ..) Satz: „Darüber hinaus ist der Prozess der Transformation, auch wenn er revolutionäre Veränderungen mit sich bringt, wahrscheinlich ein langer – außer es geschieht ein katastrophales und katalysierendes Ereignis – wie ein neues Pearl Harbor.“ Mit anderen Worten: so ein katastrophales und katalysierendes Ereignis wie ein neues Pearl Harbor käme nicht ungelegen – es würde den angestrebten Prozess der Transformation offenbar beschleunigen. Dieses Manifest wurde im September 2000 veröffentlicht. Ein Jahr später, am 11. September 2001, geschah dann dieses erhoffte katalytische Ereignis – offensichtlich ein enormer glücklicher Zufall..!

Die Mitglieder des PNAC

Vorsitzender des PNAC war der Publizist William Kristol. Mitglieder waren unter anderem auch Mitglieder der Bush-Regierung:

  • Dick Cheney, Vizepräsident (2001–2009)
  • Donald Rumsfeld, Verteidigungsminister (1975–1977, 2001–2006)
  • Paul Wolfowitz, stellvertretender Verteidigungsminister (2001–2005), Weltbank-Direktor (2005–2007)
  • Richard Armitage, Vize-Außenminister (2001–2005)
  • Richard Perle, Präsidentenberater (2001–2003)
  • John R. Bolton, Botschafter bei den Vereinten Nationen (2005–2006)
  • Lewis Libby, Stabschef des Vizepräsidenten (2001–2005)
  • William J. Bennett, Direktor der Drogenaufsichtbehörde (1989–1991)
  • Zalmay Khalilzad, Botschafter in Afghanistan (2003–2005), im Irak (2005–2007), bei den Vereinten Nationen (2007–2009)

Der Kapitalismus lebt – bodenlos kriminell, verkommen, würdelos und rechtlos

Wie ist die Verbindung zur Ausgangsfrage nach dem Kapitalismus – offensichtlich hat dies alles dem Kapitalismus, seiner Gewinnentwicklung, seinen Investitionen und Entwicklungsperspektiven enorm gutgetan – auch wenn es hier nun vor allem um die Gewinne und Interessen der Rüstungsindustrie, der Ölfirmen und der Banken ging. Recht offensichtlich scheint aber doch zu sein: der Kapitalismus konnte nun nur noch durch offenen Rechtsbruch, die – nun nahezu bodenlose – Kriminalität am Leben erhalten werden.

Mit dem nun bald folgenden Überfall auf den Irak 2003 wurde schon das Völkerrecht gebrochen, und die Menschen wurden zu Hunderttausenden abgeschlachtet; und wiederum einige Jahre später wurde gegen geltendes Völkerrecht der Staat Libyen überfallen, der seitdem als „Faled State“ seine Einheit, Würde und Integrität verloren hat.

Die schwerkriminelle Endphase des Kapitalismus – betrügerische Finanzindustrie, betrügerische Pharmaindustrie, betrügerische und erpresserische Politik, betrügerische und zerstörerische Moral 

Mit dem 7. Oktober 2023 begann ein mörderischer Krieg gegen die Palästinenser, der, nach allem was man weiß, von Kämpfern der Hamas mit einem Überfall auf israelische Dörfer und Siedlungen begonnen wurde, und dem aber nun als Maßnahme zur „Verteidigung“ durch die IDF schon über 40.000 Zivilisten zum Opfer gefallen sind, darunter 20.000 Kinder; der Gaza-Streifen ist inzwischen komplett zerstört und praktisch unbewohnbar. Das ist keine Verteidigung mehr, das ist – offenbar auch geplanter – Völkermord.

Benjamin Netanjahu, derzeitiger Premierminister Israels, führt einen geradezu biblisch-alttestamentarisch anmutenden und begründeten Rachefeldzug gegen die Bewohner des Gaza-Streifens, und sozusagen aus Solidarität und weil die kriegerische Stimmung es nun begünstigt, kommt es immer öfter zu Überfällen israelischer Siedler auch aus dem Westjordanland. Die sozialen Mendien sind voll von teilweise unfassbar grausamen Verbrechen der IDF gegen Palästinenser, Männer, Frauen und Kinder.

Benjamin Netanjahu hat sich schon kurz nach den Ereignissen des 11. September 2001 vor dem US-Kongress vehement für ein militärisches Eingreifen der USA gegen den Irak ausgesprochen; dies werde enorme positive Auswirkungen auf den ganzen Mittleren Osten haben.  Es ist ferner aus Netanjahus Biografie bekannt, dass er schon lange vor dem 11. September früher oder später sich ereignende Anschläge auf das WTC in New York beschworen hat, von denen er dann immer behauptete, diese Anschläge würden dann von „den Arabern“ geplant und ausgeführt werden. Nachdem nun diese – von den Autoren des PNAC herbeigewünschten – „Anschläge“ geschehen sind, konnte mit dieser Rechtfertigung dann eben die – neben vielen anderen – von Netanjahu befürwortete Umgestaltung des Mittleren Ostens in die Wege geleitet werden. Die Pläne für dieses „Project for a New Amerian Century“ lagen da offenbar schon längst in der Schublade, und wenige Tage nach dem 11. September wurde der Plan dann auch schon aus der Schublade gezogen, wonach in fünf Jahren nacheinander sieben Länder überfallen werden sollten, wie der spätere US-General Wesley Clark einmal öffentlich erläuterte: Afghanistan, Irak, Somalia, Libanon, Syrien, Sudan und zum Schluss Iran. Offensichtlich sind dies alles Länder, mit den Israel in keiner besonders freundschaftlichen Beziehung steht.

Es ist entsetzlich, bestürzend und tragisch mitanzusehen: der Kapitalismus ist eigentlich ein genuin friedliches, kreatives und kulturschöpferisches  Projekt; es ging in der langen Sicht darum, „wirklichen Reichtum“ zu schaffen, wie Karl Marx diese große Zielvision vielerorts genannt hatte, also einen Reichtum, der nicht in – tendentiell unendlichen, pekuniären – Geldwerten zu bemessen ist, sondern in am Ende auch tatsächlich nahezu kostenlos und frei zur Verfügung stehenden Gebrauchswerten.  Das wäre der innere, ökomische Kern des „Projekts Null“: Null Grenzkosten, Null Zinsen, Null Kapital, Null Gewinne und Null Arbeit. Das damit verbundene Ziel würde beinhalten, dem Menschen die nur geborgte Natur endlich zurückzugeben, damit der Mensch in ihr verantwortungsvoll, wertschätzend und treusorgend leben könnte. Es wäre vor allem auch ein Projekt der Befreiung und der Herrschaftslosigkeit, also der Abwesenheit der Herrschaft von Menschen über Menschen.

Wie sich aber nun aus der langjährigen Erfahrung in Palästina zeigt: das Projekt des Staates Israel ist ganz offensichtich ein Apartheit-Projekt, in dem die Menschen nicht Wesen gleicher Würde sind, sondern eines, in dem andere Menschen als rechtlos und minderwertig betrachtet und behandelt werden dürfen. Aber es geht auch sonst, in der ganzen kapitalistischen Welt um Herrschaft von Menschen über Menschen, um die Herrschaft des Großkapitals über die nichtbesitzenden, lohnabhängigen Menschen. In der ökonomischen Sicht heißt das: in diesem Zombie-Kapitalismus geht es eben nicht um das Projekt Null im Sinne von Null-Grenzkosten und damit um potentiell unendliche Gebrauchswerte, sondern genau im Gegenteil: um tendentiell unendlich große und tendentiell ewig verzinsliche, hochkonzentrierte  Privatvermögen.

Von den Orgien von Kriminalität wie sie nun im Zuge der – nun immer mehr aufgedeckten – Betrügereien um die Covid-Plandemie zutage getreten sind, mag man schon kaum noch sprechen; es ist einfach zu überwältigend. Dazu kommen die betrügerischen, hinterhältigen Aktivitäten dieses amerkanischen Jahrhundert-Projekts, wie sie sich ab 2013 in dem Coup gegen den Staat Ukraine gezeigt haben, wo die Menschen dieses Landes übertölpelt und verführt worden sind, um nun im Interresse der amerikanischen Supermacht Kriege gegen Russland zu führen, und die dabei ihr Leben, ihre Naturreichtümer, ihre Traditionen und nun sogar ihre religiöse Bindung an die Russisch-Orthodoxe Kirche aufs Spiel setzen und verlieren müssen. Bitterer und perfider können Menschen von Menschen eigentlich nicht betrogen und mißbraucht werden.

Der Papst der katholischen Kirche hat das was nun in Gaza geschieht, endlich auch Völkermord genannt. Etwas anderes, was im Zusammenhang mit dem sterbenden Kapitalismus eine zunächst kaum sichtbare und erkennbare Rolle spielt, ist das, was der Welt bei der Eröffnung der Olympiade in Paris ( „Blasphemische“ Olympia-Eröffnung: Kardinäle und Bischöfe fordern eine offizielle Entschuldigung des IOC  ) nun vorgeführt worden ist: der Verfall der Moral, der Sitten, der Rechtsbegriffe wird frech und dreist der Lächerlichkeit preisgegeben und vorgeführt; die Bindung an das Wort, an die Wahrheitspflicht wird in aller Offenheit entehrt und verspottet; menschliche und familiäre Bindungen werden wahlloser Beliebigkeit übergeben. Dazu kommen diese Verherrlichungen des Verfalls, des Bösen, der Zerstörung um der Zerstörung willen an sich, wie sie in den makabren Bebilderungen dieses Tages aller Welt vor Augen geführt worden sind. Auch dies hat die katholische Kirche nach längerem Schweigen nun endlich beklagt und benannt.

These: Treiber ist der Zionismus

Es sind in den letzten Jahren einige Veröffenlichungen entstanden, als Bücher, in Form öffentlicher Vorträge, teilweise auch als Filme, die ganz allgemein den „Zionismus“ in der Verantwortung sehen; gemeint sind damit Menschen, die sich zum Zionismus als Religion oder als Bewegung bekennen, oder die Zionisten „sind“ durch Zugehörigkeit zur ethnischen jüdischen Volksgruppe, in den USA und/oder in Israel. Diese Autoren sehen in dem Sinne zionistische Täter oder Tätergruppen als verantwortlich für a) die Attentate auf die Kennedy-Brüder, b) für die Ereignisse des 11. September, c) mittelbar dann für die Zerstörung des Mittleren Ostens und Afghanistans, d) später für den Missbrauch der Ukraine im Proxy-Krieg der USA gegen Russland, e) ab 2019 für die vorgetäuschte Pandemie ab 2019 und f) schließlich für die Zerstörung des Gaza-Streifens.

Folgende Autoren sind hier zu nennen:

  1. Der amerikanische Journalist Christoper Bollyn  ( Solving 9-11, The Deception That Changed The World )
  2. Der franzosische Medievalist und Filmemacher Laurent Gyuénot  ( 911 and Israel’s Great Game ), ( Israel & Assassination of The Kennedy Brothers )
  3. Der britische Autor David Icke ( What Others Dare Not Say )
  4. Der amerikanische Autor und Filmemacher Mathew Tower ( Truth Tower )
  5. Der amerikanische Architekt Richard Gage ( Gaza – The Astounding Parallels with 9/11 )
  6. Der amerikanische Autor und frühere Leiter eines Gesundheitslabors Kevin Ryan  ( Similarities of 9/11 and the Pandemic )

Zwischen diesen Autoren gibt es große Übereinstimmung; Unterschiede sowie Überschneidungen finden sich in den Schwerpunktsetzungen: bei Bollyn liegt der Schwerpunkt auf der Aufklärung der Hintergründe des 11. September; bei Gyuénot in der Aufklärung der beiden Kennedy-Morde sowie auch des Mordes an Martin Luther King; bei Richard Gage in der sehr detailliert, umfassend und kenntnisreich ausgearbeiteten Aufklärung zu 9/11, zu den nun erkennbar werdenden Parallelen zum Gaza-Krieg und auch zur Covid-Pandemie; bei Mathew Tower sowohl zu den Kennedy-Morden wie auch zu 9/11 und den Hintergründen der Geschichte Palästinas; bei David Icke ebenfalls zu 9/11, wobei David Icke als einer der ersten mit diesen Deutung an die Öffentlichkeit getreten ist; und bei Kevin Ryan zu den Hintergründen der Pandemie, wo sich eben auch erstaunliche Parallelen zur Geschichte des 11. Septembers ergeben.

Die allen Autoren gemeinsame übergreifende Geschichtsdeutung ist wohl die: Zionisten sehen sich als das von Gott auserwählte Volk, dem die spätere Herrschaft über die übrige Welt anvertraut und versprochen ist, und die diese Herrschaft eines (baldigen? Tages an sich nehmen werden. Diese Herrschaft ist verbunden mit einer ganz wörtlich zu verstehenden wirtschaftlichen Nutzung der Reichtümer der Welt, diese sollen sich also tatsächlich als Geldwert in Währung (insbesondere auch in Gold) auszahlen (also praktisches Privateigentum an der Welt und ihren internationalen Organisationen wie WHO, Weltbank und IWF). Aus dieser wirtschaftlichen Machtfülle resultiert dann die politische Machtfülle, mit einem künftigen Machtzentrum und einer religiösen Führungspersönlichkeit in Israel bzw. wohl Jerusalem.

Auf den ersten Blick ist dann eigentlich schon erkennbar, dass diese Zielsetzungen völlig irrational und unrealisierbar sind; mit einem tatsächlich wertschöpfungsfähigen, rationalen und lebensfähigen Kapitalismus hätte eine solche Welt-Gesellschaft bzw. Ökonomie nichts mehr zu tun; es wäre eine rein parasitäre Pseudo-Ökonomie, die nach Vernutzung aller ausbeutbaren Ressourcen dann final zum Untergang verurteilt wäre. Nichtsdestotrotz scheint gegenwärtig sehr aber vieles darauf hin zu deuten, als wenn tatsächlich eine bedeutende Anzahl mächtiger, finanzkräftiger und sich in dieser irrationalen Zielsetzung sehr einige Akteure gibt, die sich diesen Zielen verpflichtet fühlt.

Ein anfänglich sozialistischer Zionismus

Die Wurzeln dieser Entwicklung und die zugehörigen Zukunftsvisionen lassen sich zurückverfolgen etwa auf einen Artikel in dem Magazin „Look„, das der damalige Staatsgründer Israels David Ben Gurion im Januar 1962 veröffentlicht hatte. Ben Gurion malt darin eine Zukunft aus, in der das Zentrum der Welt mit den Vereinten Nationen in Jerusalem liegt, wo es einen „Schrein der Propheten“ geben werde:

„Das Bild der Welt 1987, wie es in meiner Vorstellung nachverfolgt wurde: Der Kalte Krieg wird der Vergangenheit angehören. Der interne Druck der ständig wachsenden Intelligenz in Russland nach mehr Freiheit und dem Druck der Massen, ihren Lebensstandard zu erhöhen, kann zu einer allmählichen Demokratisierung der Sowjetunion führen. Auf der anderen Seite könnte der zunehmende Einfluss der Arbeiter und Bauern und die zunehmende politische Bedeutung von Männern der Wissenschaft die Vereinigten Staaten in einen Wohlfahrtsstaat mit einer Planwirtschaft verwandeln.

West- und Osteuropa werden zu einer Föderation autonomer Staaten mit sozialistischem und demokratischem Regime. Mit Ausnahme der UdSSR als föderaler eurasischer Staat werden sich andere Kontinente in einer Weltallianz vereinen, deren eine internationale Polizei zur Verfügung stehen wird. Alle Armeen werden abgeschafft, und es wird keine Kriege mehr geben.

In Jerusalem werden die Vereinten Nationen (einer wahrhaft Vereinten Nationen) ein Schrein der Propheten aufbauen, um der föderierten Union aller Kontinente zu dienen; dies wird der Sitz des Obersten Gerichtshofs der Menschheit sein, um alle Kontroversen zwischen den föderierten Kontinenten beizulegen, wie es Jesaja prophezeit. Die Hochschulbildung wird das Recht jedes Menschen der Welt sein. Eine Pille zur Verhinderung einer Schwangerschaft wird den explosiven natürlichen Anstieg in China und Indien verlangsamen, und bis 1987 wird die durchschnittliche Lebensdauer des Menschen 100 Jahre erreichen.“

Soweit Ben Gurion. Ben Gurion, der als David Josef Grün am 16. Oktober 1886 in Płońsk im damaligen Russischem Kaiserreich geboren wurde, hatte also durchaus orthodox-staatssozialistische Ideale; und man wird auch kaum bestreiten können oder wollen, dass man diesen Ideen prinzipielle Vernünftigkeit nicht wird absprechen können. Aber der Kern dieser Ideen kann schon deshalb eben auch nicht wirklich „sozialistisch“ sein, weil dies auf der Idee der prinziellen Gleichheit und Gleichwürdigkeit aller Menschen aufbauen müsste, was der Idee eines „Auserwähltseins“ und Herrschaftsrechts eines besonderen Gottesvolks diametral widerspricht.

Dazu kommt all das, was oben diskutiert worden ist: die Welt erlebt nun einen völlig degenerierten Kapitalismus; es hätte aber eben so eine Phase der Reife durchlaufen werden sollen bzw. müssen, auf deren Basis und sozio-ökonomischer Grundlage dann das alles hätte entstehen können, was Ben Gurion sich ausgemalt hatte. Die allerwichtigste Grundlage dafür ist eben die: a) völlige Gleichheit und Gleichberechtigung, und b) die Priorität öffentlichen bzw. staatlichen Eigentums und staatliche organisierter Wirtschaftsentwicklung in Form von Mikro-Management, wie es heute eben erst in China erfolgreich entwickelt worden ist.

Sehr bald aber zeigte sich dann ein völlig anderer Zug im Sinnen und Trachten des einstmals sozialistischen zionistischen Denkens: der Zug zur hemmungslosen Rücksichtslosigkeit und Kriminalität, wie er sich dann knapp zwei Jahre später in der Ermordung John F. Kennedys zuerst offenbarte; Bob Dylan hatte den Kennedy-Mord poetisch als Königsmord beschrieben, mit dem nun das „Zeitalter des Anti-Christen“ anbrechen werde. ( Murder Most Foul )

Was dann daraus wurde: rücksichtsloses, brutales, perfides und hinterhältiges Machtstreben, wie es dann mit dem „New American Century“ als Strategie entworfen wurde, mit der nun fast vollendeten Zerstörung des Mittleren Osten und der nun offenbar beabsichtigten Unterwerfung Russlands und Chinas.

Auf die oben genannten Publikationen kann hier nicht weiter eingegangen werden, es sei empfohlen, diese Filme, Bücher und Vorträge zur Kenntnis zu nehmen – es lohnt sich.

Klar aber sollte sein: die Welt befindet sich tatsächlich in der großen und sehr realen Gefahr, von diesen zionistischen Drahtziehern womöglich irreversibel unter ihre Kontrolle gebracht zu werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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