Vorbereitung für einen Krieg?

Das Programm des Kultursenders ARTE, in dem man lange Zeit echte informative Hintergrunddokumentationen vorfinden konnte, die im Programm von ARD und ZDF entweder in tiefste Nachtstunden oder ganz in den Orkus verbannt worden waren, hat sich nun offenbar auch der Dämonisierung Russlands, mit Vorliebe in der Person Putins, verschrieben. Nach den jammervollen Machwerken vom 16.01. nun dieser Film mit dem Namen Stalingrad, der – natürlich – als Anti-Kriegsfim daherkommt. In einer Kritik in der ZEIT urteilte damals Andreas Kilb: „Joseph Vilsmaiers „Stalingrad“ ist kein Antikriegsfilm, sondern ein Kriegsfilm mit schlechtem Gewissen.“ Warum wird heute im Kulturkanal ARTE dieser Film wieder gezeigt, nach 25 Jahren? Warum dieser Film, der keine Moral hat, wie Kilb urteilte: „… eine Authentizität, die mit drei Tonnen Dynamit produziert wird, ist lächerlich, und eine Moral, die sich häppchenweise über einen Zweieinhalb-Stunden-Film verteilt, verfehlt ihr Ziel. Übrig bleibt ein Landserdrama, das wie die Quersumme aller existierenden Stalingrad-Geschichten wirkt. Denn Vilsmaiers Film hat nicht nur keine Moral, er hat auch keine Perspektive..“.

Alfred Müller von den Nachdenkseiten sieht hier die Vorbereitung eines Kriegs, und wenn man dazu erfährt, dass in Kiew legislative und „moralische“ Vorbereitungen getroffen werden („Russland ist der Agressor“), in den Donbass einzumarschieren, und dass Poroschenko wiederum auf der Münchner Sicherheitskonferenz erscheinen wird, um sich wohl Zustimmung und Rückendeckung zu holen sowie die Sprachregelung zu produzieren, unter der so eine „Operation“ dann der Öffentlichkeit verkauft wird, so verdichtet sich das Bild, und im Zusammenhang mit der gerade erst verkündeten „Nationalen Verteidigungstrategie“ des Weissen Hauses erst recht. Diese Orientierung, diese Ereignisse, diese mediale Begleitmusik verspricht nichts Gutes.

Jeder klar denkende Mensch weiss, dass es keine rationalen Gründe gibt, dass nicht wirklich eine Gefahr droht aus Russland, das ist vollkommen absurd, genauso absurd wie die Kriegslüge Hitler-Deutschlands vom Überfall auf den Sender Gleiwitz. Die wahren Hintergründe für den Drang Nazi-Deutschlands nach Osten lagen damals für jeden sichtbar auf der Hand, und genauso liegen heute die wahren Gründe für den Expansionsdrang der Nato und des diese ja benutzenden US-geführten Westens auf der Hand. Damals war es die „völkische“ Wahnsinnsidee des „Lebensraums im Osten“, den das deutsche Volk brauche, die „arische Herrenrasse“, und heute ist es der „Zugang zu Märkten und Ressourcen“, den die expansionsgierigen und stagnationsgequälten Ökonomien des Westens brauchen, bzw. vor allem deren Kapitalhalter, die verzweifelten Investoren, deren ins Absurde angewachsenen Kapitalmassen keine zufriedenstellenden Renditen mehr generieren können.


Und darum schrecken sie vor nichts zurück – wer sollte sie daran hindern? Es wird nun dem Wahlvolk vorgegaukelt, es müsse wieder einmal vor dem Übergriff des personifizierten Satan geschützt werden, wie seinerzeit vor den Massenvernichtungswaffen Sadam Husseins, die später kein Mensch im Wüstensand finden konnte, oder vor dem Tyrannen Gaddafi, um seinem gequälten Volk den „arabischen Frühling“ zu bringen. Heute redet kein Mensch mehr vom arabischen Frühling, das ist einfach vergessen, ein bedauerlicher Irrtum; das Land versinkt im Chaos, um vieles mehr noch als der Irak, einst ein blühendes säkulares Land, in dem die jetzt wieder verfeindeten Volksgruppen der Sunniten und Schiiten in Frieden zusammen lebten. Der kultivierte Westen überfällt ein Land nach dem anderen, um es mit Demokratie zu beglücken, raubt es aus, hinterlässt es im Chaos, und geht achselzuckend weiter, auf seinem Marsch zum nächsten Opfer seiner Begierde.

Diesmal geht es dabei um eine Atommacht, ein Land, das im Zweiten Weltkrieg 26 Millionen Menschen verloren hat, und das am 2. Februar 1943 mit dem Sieg über die eingeschlossene 6. Armee die Schlacht um Stalingrad gewann. Gäbe es nicht Anlass, über diesen Jahrestag, diese Verluste, über diese sinnlosen Opfer zu berichten, die der irrsinnige Überfall der Deutschen das russische Volk gekostet hat? Stattdessen dann ein solcher moralfreier Kriegsfilm?


Wie soll die Welt aussehen nach so einem Krieg, mit Atomwaffen? zerstört, unbelebbar, aber mit unglaublichen Investitionschancen? Was sind es für kranke Hirne, die sich Derartiges ausdenken?

Um auf das Thema der Ökonomie zurückzukommen: einen solchen Ausgang der Geschichte hat sich wohl auch Karl Marx nicht träumen lassen, der sich über den Hunger des Kapitals nach Rendite wohl die wenigsten Illusionen gemacht hat. Dagegen waren Keynes und Schumpeter kulturselige Träumer, die glaubten, man werde es einmal verabscheuen, dem Gelde nachzujagen, und sich den schöngeistigen Dingen zuwenden. Die Zeichen der Zeit sind leider nicht so zu deuten.

Um so wichtiger ist es, eine Idee davon zu haben, wie der Mensch in einer Zivilisation leben kann, die die erreichten Höhen und Potenziale des menschlichen Erfindungsgeistes nutzt, ohne jedes noch so kleine und unbedeutende Konsumgut, das ein Mensch nur nutzen möchte, um irgendeinen banalen Zweck zu erfüllen, und das dann seinen Zweck erfüllt hat, auf Märkten in Geld und Rendite zu verwandeln; ein Gut, das seinen Nutzen niemals erfüllen kann ausser dem, sich endlos in alle Ewigkeit in immer noch mehr Geld zu verwandeln, bis diese Welt darüber ihren Wert als Heimat aller Menschen unwiederbringlich verloren hat; bis alle Ressourcen aufgebraucht und in giftige Abfälle verwandelt sind.

Es ist so schwer zu verstehen, dass es nicht „die Technik“ an sich ist, die „Schuld hat“, es sind auch nicht die Menschen, die einzelnen Menschen in ihren „Charaktermasken“, wie Karl Marx gesagt hat. Es ist diese Weise der Koordination des ökonomischen Geschehens, das Wirtschaften in und auf Märkten, das die Gesellschaften erst reich gemacht hat, und das nun beginnt, diesen Reichtum wieder aufzuzehren, wenn nicht endlich eine Weise der Koordination gefunden und etabliert und ins wirtschaftliche Leben eingeführt wird, die diese Koordination nicht mehr benötigt, die effizient ist, pareto-effizient, und trotzdem keine reine Marktwirtschaft. Dies macht erst Technik möglich, nicht ein irgendwie innerlich in seiner Einstellung gewandelter Mensch. Nach diesem Menschen suchen manche Heilsbringer schon seit Jahrhunderten, und haben ihn nicht gefunden. Die gesuchte Technik ist aber da – sie steht uns zur Verfügung. Es gibt sehr sehr viele Gründe, sie in diesem Sinne zum Einsatz zu bringen – so lange es noch nicht zu spät ist.

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