Warum vernünftige Freiheit unmöglich ist, solange die Vernunft schläft (erschienen auf Telepolis)

Der letzte große deutschsprachige Philosoph mit weltweiter Reputation, Jürgen Habermas, sieht in seinem großen Alterswerk „Auch eine Geschichte der Philosophie“ die Welt durch die in ihm beschriebene Entwicklungsgeschichte des Denkens hindurch auf dem Wege zu vernünftiger Freiheit. Weil philosophische Beschreibungen immer auch normative Beschreibungen der Geschichte und ihres Zieles sind, also solche, die – im Gegensatz zur bloßen Erbsenzählerei des jeweils historisch Vorfindbaren, des Kontingenten, bloß Faktischen – Aussagen darüber zu machen beanspruchen, wohin die Entwicklungsgeschichte des Denkens die Menschen und ihre Lebenswelt führen soll, sagt Habermas damit, dass die Geschichte vernünftigerweise zu vernünftiger Freiheit führen soll. Diese Beschreibung enthält somit auch einen Gestaltungsauftrag an die – vernunftbegabte – Menschheit. „Warum vernünftige Freiheit unmöglich ist, solange die Vernunft schläft (erschienen auf Telepolis)“ weiterlesen

Marx, Roboter und die Fundamentalökonomie

Wenn das Wirtschaftssystem den Planeten und die Freiheit bedroht, sollte man darüber nachdenken, wie sich der „alltägliche Kommunismus“ der Fundamentalökonomie mit Hilfe der Roboter in einen weit weniger alltäglichen Kommunismus verwandeln lässt.

Der weltbekannte Jazz-Bassist Richard Bona, der in einfachsten Verhältnissen im Kamerun aufwuchs und sich auf selbstgebauten Instrumenten das Bass-Spielen beibrachte, schrieb neulich in seinem Facebook-Profil, er strebe in allen Dingen die er tue, an jedem einzelnen Tag nach Vollkommenheit. Und tatsächlich – ist es denn nicht genau das, was jeden Meister seines Fachs, sei er Künstler oder Handwerker, Wissenschaftler oder Ingenieur, auszeichnet? Ist es denn nicht immer diese dem Geist nur undeutlich und unerreichbar fern vorschwebende Idee von Vollkommenheit, die schaffende Menschen immer von neuem vorantreibt, diesem Ideal immer weiter sich anzunähern? Und das, ist es einmal in einem Werk erreicht und verwirklicht, unvergleichliche Faszination ausübt, und seinerseits für andere Menschen Ansporn darstellt, diesem Ideal nachzueifern?

Nun verbindet man mit diesem großen Wort Vollkommenheit eher dem Bereich profaner Nutzanwendungen entrückte Kunstwerke; von auf dem Markt handelbaren und industriell hergestellten Produkten erwartet man sie nicht unbedingt. Aber auch etwa die schwäbischen Mercedes-Gründer Carl Benz und Gottlieb Daimler wollten perfekte, vollkommene Autos bauen, und dem italienischen Auto-Genie Ettore Bugatti wird man vielleicht zugestehen wollen, es mit seinen erlesenen automobilen Skulpturen auch geschafft zu haben. Oder wie ist es etwa mit Möbeln, ersonnen von großen Möbel-Designern, wie den bis heute faszinierenden Schöpfungen der Bauhaus-Designer, vom weniger bekannten Charles Macintosh mit seinem bezaubernden Hill House-Stuhl bis zu den unvergessenen Namen Charles Eames, Gerrit Rietfeld, Le Corbusier oder Marcel Breuer? Oder in der Architektur? Oder vielleicht mit Fernsehgeräten, von Braun, oder auch von Sony?

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Plattform-Sozialismus

Dass die Digitalriesen mit Plattformen eine Menge Geld verdienen, und eine Menge Steuern nicht zahlen, hat sich herumgesprochen. Wenn sie wenigstens ihre Steuern zahlen würden, könnte man sich mit dem Überwachungskapitalismus, den die Digitalriesen ja auch noch auf dem Kerbholz haben, halbwegs arrangieren. Aber das tun sie partout nicht, und bunkern ihr Geld in Steueroasen.

Darum machen sie sich unbeliebt, und das gemeine Volk fängt an nachzudenken über – Plattformsozialismus (den man auch Digitalsozialismus nennen könnte). Denn die Plattformen sind ja an sich eine gute Idee, sogar Amazon und Uber und Ebay, und was es sonst noch so gibt, was die Bequemlichkeit verspricht, alles vom heimischen Laptop aus erledigen zu können. Deshalb taucht hier und da schonmal die Idee auf, diese Services als hoheitliche Aufgabe zu betrachten, und sie konsequent auf das Allgemeinwohl zu verpflichten, statt auf private Gewinne. Das hieße: sie verstaatlichen.

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Von den Moden zum Trend

Auf der Tagung Wirtschaftsinformatik ’95 hielt der Begründer des Studienfaches Wirtschaftsinformatik in Deutschland, Professor Peter Mertens, seinen Hauptvortrag „Wirtschaftsinformatik – Von den Moden zum Trend“. Es tat dies in der Absicht, seiner jungen Wissenschaft ihre „langfristigen“ und im Zeitverlauf unveränderlichen, bleibenden Ziele zu weisen.

Er begründete dies so: „Idealerweise würde sich eine Disziplin auf einem geraden Fortschrittspfad in Richtung eines (…) Langfristzieles bewegen.“ Mäandernde Entwicklungen, die einem Trial-and-Error-Pfad folgen, seien also zu vermeiden. Dann stellt er fest, dass es in der Wirtschaftsinformatik seiner Zeit zu mäandernden Entwicklungen gekommen war; die Wissenschaft war also kurzfristigen „Moden“ gefolgt, und hatte dadurch Zeit und Ressourcen verschwendet.

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CeBIT 2014

Bald ist wieder die CeBIT fällig, 10. – 14. März, Hannover.

Eines der grossen Themen wird Industrie 4.0 sein, und ein Keynote-Speaker dazu August-Wilhelm Scheer, einer der früheren „Päbste“ der deutschen Wirtschaftsinformatik. Während es in den meisten Fällen so war, dass die Wissenschaft vom Vorzeigeunternehmen der deutschen Informatik SAP gelernt hat, darf Scheer sich rühmen, zur Gestaltung des riesigen SAP-Softwarepakets einige wichtige Impulse geliefert zu haben, zum Beispiel sein ARIS-Tool zur Prozessgestaltung und -dokumentation.

Scheer war mir immer auch deshalb sympathisch, weil er auch Musiker ist. Er geht – als Milliarden schwerer Unternehmer und wissenschaftliche Koryphäe – mit professionellen Musikern auf Tournee, stellt sich in kleinen Not leidenden Jazzklubs vor das Publikum, und bläst die Backen auf… er spielt Saxophon (unter uns gesagt: man hört schon dass er kein Profi ist..). Aber diese Leidenschaft für eine Sache, um ihrer selbst willen, finde ich beeindruckend.

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