Verstaatlichen?

Viel Phantasie brauchte es nicht, um sich vorzustellen dass in der Not der Ruf nach der helfenden Hand von Vater Staat ertönen werde. Nun will Wirtschaftsminister Altmeier notfalls wichtige Firmen verstaatlichen.

Dass die Tendenz zur Bildung von – möglichst unveräußerlichem – Gemeineigentum im hyperproduktiven finanzialisierten Spätkapitalismus ohnehin vorhanden ist, und wie dies in den Rahmen einer längerfristigen postkapitalistischen Strategie einzuordnen ist, habe ich hier einmal durchdekliniert.

Kreislaufwirtschaft oder Knall

Oder auch bei Fairconomy 1/2020 ab S. 5

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Marx, Roboter und die Fundamentalökonomie

Wenn das Wirtschaftssystem den Planeten und die Freiheit bedroht, sollte man darüber nachdenken, wie sich der „alltägliche Kommunismus“ der Fundamentalökonomie mit Hilfe der Roboter in einen weit weniger alltäglichen Kommunismus verwandeln lässt.

Der weltbekannte Jazz-Bassist Richard Bona, der in einfachsten Verhältnissen im Kamerun aufwuchs und sich auf selbstgebauten Instrumenten das Bass-Spielen beibrachte, schrieb neulich in seinem Facebook-Profil, er strebe in allen Dingen die er tue, an jedem einzelnen Tag nach Vollkommenheit. Und tatsächlich – ist es denn nicht genau das, was jeden Meister seines Fachs, sei er Künstler oder Handwerker, Wissenschaftler oder Ingenieur, auszeichnet? Ist es denn nicht immer diese dem Geist nur undeutlich und unerreichbar fern vorschwebende Idee von Vollkommenheit, die schaffende Menschen immer von neuem vorantreibt, diesem Ideal immer weiter sich anzunähern? Und das, ist es einmal in einem Werk erreicht und verwirklicht, unvergleichliche Faszination ausübt, und seinerseits für andere Menschen Ansporn darstellt, diesem Ideal nachzueifern?

Nun verbindet man mit diesem großen Wort Vollkommenheit eher dem Bereich profaner Nutzanwendungen entrückte Kunstwerke; von auf dem Markt handelbaren und industriell hergestellten Produkten erwartet man sie nicht unbedingt. Aber auch etwa die schwäbischen Mercedes-Gründer Carl Benz und Gottlieb Daimler wollten perfekte, vollkommene Autos bauen, und dem italienischen Auto-Genie Ettore Bugatti wird man vielleicht zugestehen wollen, es mit seinen erlesenen automobilen Skulpturen auch geschafft zu haben. Oder wie ist es etwa mit Möbeln, ersonnen von großen Möbel-Designern, wie den bis heute faszinierenden Schöpfungen der Bauhaus-Designer, vom weniger bekannten Charles Macintosh mit seinem bezaubernden Hill House-Stuhl bis zu den unvergessenen Namen Charles Eames, Gerrit Rietfeld, Le Corbusier oder Marcel Breuer? Oder in der Architektur? Oder vielleicht mit Fernsehgeräten, von Braun, oder auch von Sony?

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Udo und der Rote Stern

Gestern war ich mal wieder in einem Konzert von Udo Lindenberg. Weil ich aus Münster stamme und zu der Zeit mich als Musiker versucht habe, als Udo’s Stern gerade aufging, war ich fast zwangsläufig Fan von Udo, aber nicht nur deshalb. Mit Kennerblick war mir klar, dass das eine richtig gute Band mit richtig guten Musikern war, und vor allem einem Typen am Mikrofon, der versuchte fortzusetzen was in den 60ern erwachte und nach Altamont und der Auflösung der Beatles gestorben war. Udo war eine oder zwei Nummern kleiner als Stones und Beatles, aber die Wurzel war an der richtigen Stelle und brachte etwas zum Leben, das bis heute die Zeiten überstanden hat und nun größer und lebendiger geworden ist als jemals zuvor.

Mein erstes Udo-Konzert erlebte ich in der kleinen Stadthalle von Münster, in der auch Vieh-Auktionen stattfanden. Man sah und roch es, die Halle hieß auch Bullenhalle. Es gab eine einzige kleine Kantine, und als ich mir vor dem Konzert ein Bier besorgte, saß da die ganze Panik-Band, einfach hinten am Tisch in dieser Kantine für alle. Die Band, das war damals: Steffi Stephan am Bass, Karl Allaut an der Gitarre, Gottfried Böttger an den Tasten, Backi Backhausen am Schlagzeug, und natürlich Udo. Das war die Zeit vom Onkel Pö, und der Rentner-Band. Für einen braven münsteraner Studenten sahen die Jungs, die zwar alle aus dem Westfälischen stammten, aber – wie jedenfalls Udo – hauptsächlich in Hamburg lebten, wild und exotisch aus.
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Mehr Licht für die klare lichte Zukunft

Paul Mason hat nun ein Buch geschrieben, das in die Zeit zu passen scheint. Jedenfalls erheblich besser als sein „Postkapitalismus“ (2016 in der deutschen Übersetzung erschienen). Bisher sind seine Kritiken handzahm und eher positiv, und der ganze Zeitgeist scheint im Moment ja nach links zu fliegen. Ein Youtuber, der „die CDU zerstören“ will, erhält Millionen Views in drei Tagen und findet Eingang in die Spalten der etablierten Medienwelt, und nach einer Gallup-Umfrage aus April würden 43 Prozent der Amerikaner „irgendeine Form von Sozialismus“ für eine gute Sache halten.
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Plattform-Sozialismus

Dass die Digitalriesen mit Plattformen eine Menge Geld verdienen, und eine Menge Steuern nicht zahlen, hat sich herumgesprochen. Wenn sie wenigstens ihre Steuern zahlen würden, könnte man sich mit dem Überwachungskapitalismus, den die Digitalriesen ja auch noch auf dem Kerbholz haben, halbwegs arrangieren. Aber das tun sie partout nicht, und bunkern ihr Geld in Steueroasen.

Darum machen sie sich unbeliebt, und das gemeine Volk fängt an nachzudenken über – Plattformsozialismus (den man auch Digitalsozialismus nennen könnte). Denn die Plattformen sind ja an sich eine gute Idee, sogar Amazon und Uber und Ebay, und was es sonst noch so gibt, was die Bequemlichkeit verspricht, alles vom heimischen Laptop aus erledigen zu können. Deshalb taucht hier und da schonmal die Idee auf, diese Services als hoheitliche Aufgabe zu betrachten, und sie konsequent auf das Allgemeinwohl zu verpflichten, statt auf private Gewinne. Das hieße: sie verstaatlichen.

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Kleine Geschichte von Kapital und Arbeit

Kapital ist ein Tool.

Ein Tool ist dazu da, Arbeit einzusparen: die notwendige Arbeit nimmt ab, und die Produktivität steigt.

Nur wenn jemand Buch führt über ein Tool, heißt es Kapital. Sonst heißt es Waschmaschine, oder Kneifzange.
Wenn ein Tool Kapital ist, ist sein Produkt eine Ware, und soll Geld verdienen.
Wenn es kein Kapital ist, soll es nur Arbeit einsparen, damit man die Wäsche nicht mit der Hand waschen muss, oder den Nagel mit den Zähnen aus der Wand ziehn.

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Kapital und Arbeit

Menschen haben gewöhnlich keine Lust zu arbeiten, deshalb haben sie sich zuerst, als sie hergestellt worden waren, im Paradies aufgehalten, wo es alles umsonst gab. Aber da gab es ja dann Hausverbot. Die Menschen flogen raus, aber sie bekamen eine KI mit, eine App, den General Problem Solver.

Bei allem, was sie nun tun mussten, nachdem es nichts mehr umsonst gab, hat diese App gegrübelt, wie das leichter zu machen sein könnte. Ein Durchbruch war dann die Erkenntnis, dass fast alles leichter geht mit Tools. Der Mensch mit seiner KI im Kopf wurde zum Tool-making-Animal. Es teilen sich dann der Mensch und das Tool die Arbeit, weil der Mensch Arbeit abschieben kann auf das Tool.

Also arbeiteten die Menschen dann im Prinzip jeden Tag eine Stunde länger als notwendig, und in der Extrastunde bauten sie sich Tools. Die Stunde Arbeit für das Tool lohnt sich, wenn man auf das Tool mehr als eine Stunde Arbeit abschieben kann. Dahinter steckt ja nichts als Faulheit.

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Bundesliga mit Tore-Limit

Angenommen, man stellt fest, dass Tore, die in der Fußballbundesliga geschossen werden, die Umwelt belasten. Man kann ausrechnen, dass in der Saison höchstens sagen wir 150 Tore geschossen werden dürfen, sonst überschreitet das den tolerablen Grenzwert. Wenn zu viele Tore geschossen werden, wird das Klima aufgeheizt, und dann schmelzen die Polkappen, und dem HSV steht bald das Wasser im Stadion bis zum Hals.

Wie kann man also dafür sorgen, dass nicht zu viele Tore geschossen werden, aber die Spiele trotzdem spannend bleiben, und die Mannschaft mit den meisten Toren deutscher Meister wird?

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